Mittwoch, Januar 04, 2006

 

Neujahr in Truemmern

Der Jahreswechsel auf unserer Reise sollte ein ganz besonderer werden. Nachdem Marius und ich unserem Guesthouse-Besitzer "Akbar", unsere Hilfe angeboten hatten für welche Arbeiten auch immer, verbrachten wir den Vormittag damit, ca. 4 Zilliarden herumliegende Backsteine in Form von einer Mauer vor unserem Guesthouse zu errichten. Sie sollte der Anfang werden für den Neuaufbau des Guesthouses, welches bis dato nur aus ein paar provisorischen Containern besteht. Es war eine kleine Geste der Unterstützung unsererseits, die die vom Schicksal gestrafte Guesthouse-Familie mehr als dankbar annahm. Mit geschundenen Händen machten wir uns mittags dann auf einen Spaziergang durch die Straßen der Erdbebenstadt. Es boten sich nie gesehene Bilder der Zerstörung dar. Unglaublich wie hier alles noch komplett in Trümmern liegt, obwohl das Erdbeben ja schon zwei Jahre zurücklag. Das unvergesslichste aller Bilder war mit Abstand die unter Unescoschutz stehende Altstadt, welche nur noch ein Haufen von Brösel war. Kaum vorstellbar, welche Wucht das nur 12 Sekunden andauernde Erdbeben gehabt haben musste. Das Tolle bei alledem war es jedoch, festzustellen, in welch einer Aufbruchstimmung sich die Stadt und die Bevölkerung befinden. Alles werkelt, schafft und baut auf, rastlos und mit einer spürbaren wiedergewonnen Zuversicht. Bewegt von den Bildern des Tages, wurden wir am Eingang des Guesthouse von Akhbar abgefangen, der uns einlud im Kreise seiner Familie und den einzigen zwei anderen Gästen (aus Belgien) zu dinieren. Und so saßen wir dann allesamt auf dem wohnraumfüllenden Teppich. Wir vier Europäer und die 12 Familienangehörigen. Es war ein wirklich unvergessliches Neujahrsfest. Nach dem Essen, welches die Belgier zubereitet hatten (zum Dessert gabs Bananenpfannkuchen mit Schokolade, yeah!!:), nahm Akbar das Heft in die Hand und unterhielt in seiner charismatischen und einzigartigen Natur die Runde mit einem nicht enden wollenden Fundus an Witzen und Spielen. Irgendwann wurde uns klar, dass die ganze, immer müder werdende Familie extra bis um 12 wachbleiben wollte, um uns ein würdiges Neujahrsfest zu bereiten (Muslime feiern ihr Neujahr ja eigentlich erst am 21. März). Als plötzlich eine Gitarre auftauchte, übernahmen wir die Festleitung und sangen ein paar Gassenhauer, bis wir schließlich mit "Nehmt Abschied Brüder" ins neue Jahr rutschten. Mamas mir mitgegebene Weihnachtsbaumkerze war unser Feuerwerk. Akbar zauberte plötzlich noch zwei Dosen Jim Beam Whiskey hervor, verteilte es in 16 Gläser, und wir sponsorten unsererseits noch 2 Flaschen alkoholfreies Limettenbier :-) Alle klatschten, jubelten, und dann war alles fast wie daheim :)
In diesem Sinne Euch allen ein "Gutestes" Neues Jahr :)


Euer David

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