Sonntag, Januar 29, 2006

 

Auf dem Kamel durch die Wueste

Rajasthan ist unbeschreiblich schön! Und es gibt hier in den Gassen jeden Tag so viele Dinge zu entdecken, dass man aus dem Staunen und Wundern nur ganz selten einmal herauskommt. Trotz allem hab ich zusammen mit Renny und Marisa (australisches Pärchen) spontan beschlossen, den vielen malerischen Städchen den Rücken zu kehren und für 3 Tage auf einem Kamel durch die Wüste Thar zu reiten. Gesagt, gebucht. War echt traumhaft! Die Weite, die Dünen, die Dörfer, der Sand und vor allem das Schlafen auf den Dünen unter dem Sternenhimmel. Dazu gabs ein Sternemenue, gekocht am Lagerfeuer von Kahn, unserem Kamelmann.Ein absoluter Lacher war, dass jeden Abend ein Getränkeverkäufer aus einem weit entfernten Dörfchen extra den weiten Weg durch die Wüste herbeigeritten kam nur in der Hoffnung, uns mit Getränken versorgen zu dürfen (war echt weit!). In großer Hochachtung vor seiner Mühe, p(r)oste ich euch sein Bild zum Text.

Prost euer marius

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Das fuenfte Rad am Wagen,

oder war es das sechste, oder das siebte? Ist im Grunde auch Wurscht. Ein LKW hat jedenfalls viele Räder. Festzustellen bleibt, dass gestern Abend ein indischer LKW plötzlich ein Rad weniger hatte als sonst. Dummerweise verlor er jenes just in dem Moment, als mein Bus ihn, aus entgegengesetzter Richtung her kommend, passierte.

Freundlicherweise hatte man mir den Sitz 1 zugeteilt, welcher sich quasi auf Fahrerhöhe hinter dem Windschutzscheibenpanoramafenster befand. Somit hätte ich aus erster Reihe eine perfekte Sicht gehabt, wäre ich nicht so erbarmungslos übermüdet gewesen von meinem Übertag in Jodhpur, der "blauen Stadt", die mir mit ihrer hochgelegenen, alles überblickenden Burgfestung so einiges an Laufarbeit abverlangte. Dennoch, wenn auch nur peripher, sah ich durch den stark eingedetschten Sichtbildschirm meiner halboffenen Augen das Unheil kommen.

Ein großes dunkles Etwas kam von rechts her geflogen. Dann kam eine markerzitternde Vollbremsung und dann tat es einen furchtbaren Schlag. Mein erster Tip, der Lautstärke nach geurteilt, war eine Elefantenfamilie, mit der wir kollidierten. Aber es war dann doch "nur" der abgefallene Reifen des entgegengekommenen LKWs, der gegen unseren Kühler prallte. Kaum auszumalen, was passiert wäre, wenn das Ding aufgesprungen und uns in Scheibenhöhe begegnet wäre.

Das Geschrei war groß, alle stiegen aus dem Bus und es wurde wild gestikulliert, erhitzt debattiert und schlussendlich wohl auch alles kapiert. Irgendwann waren dann auch die letzten Wogen der Aufregung geglättet - nicht so der Kühler - und die Fahrt nach Pushkar konnte fortgesetzt werden.
Nach den grandiosen Tagen in Udaipur und Jodhpur ist es hier jedoch eher enttäuschend, vor allem deshalb, weil sich dieser heilige Ort extrem dem Tourismus angepasst hat und im Grunde nichts von dem eigentlichen Charme des bunten Straßenlebens in Indien hat.

Darum ziehe ich heute Abend auch schon wieder weiter gen Osten, wo das große "Muss" eines jeden Indienreisenden auf mich wartet: das Weltwunder "Taj Mahal".

Lebensfrohe Grüße
Euer David

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Donnerstag, Januar 26, 2006

 

Monsoon Palace, Octopussy und Montezumas Rache

Montezuma war der letzte Azteken-Herrscher, der den freundlichen Empfang der spanischen Besatzungstruppen unter Hernando Cortez, die er als göttliche Vorsehung ansah, mit seinem Leben bezahlte. Warum er sich deswegen ausgerechnet an mir rächen muss, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Fakt ist, er tut es, und das nun schon seit einigen Tagen.

Aber in Udaipur, wo ich mich zurzeit befinde, ist nicht alles dünn. Ausgesprochen dick sogar sind einige der Straßenviecher, die die Straßen hier auf- und abmarschieren. So kann es dann durchaus passieren, dass neben den üblichen Verdächtigen, wie Wasserbüffeln, Kamelen, Affen und den Zilliarden von Kühen, auch eben mal ein Elefant die Gasse entlang spaziert. Ein herrliches Bild, das könnt ihr Euch vorstellen.

Überhaupt ist Udaipur einfach nur herrlich. Anders kann man es wohl nicht ausdrücken. Das "Venedig Indiens" wird diese urromantische Stadt genannt, deren Stadtgrenzen zwei große Seen und ein kleines Gebirge darstellen. Der hundsgemütliche Backpacker, in dem ich verweile, liegt direkt an einem der beiden Seen und lässt mit seinem Rooftop Restaurant wirklich nichts vermissen.
Den ersten Sonnenbrand gab es übrigens bei der Tageswanderung zum Monsoon Palace, die ich mit einem australischen Paar in Angriff nahm. Die Belohnung dafür war eine buchstäblich umwerfende Rundumaussicht über die atemberaubende Landschaft.
Jeden Abend läuft in vielen kleinen Restaurants der James Bond Streifen "Octopussy". Dieser wurde nämlich ob der Schönheit des Städtchens größtenteils hier gedreht.

Heute Abend werde ich schweren Herzens Abschied nehmen und mit dem Nachtbus nach Jodphur weiterdüsen. Bevor es aber losgeht, bestelle ich mir gleich noch einen schönen, kühlen Papaya-Lassi - geschüttelt, nicht gerührt - versteht sich :)

Euer David

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Dienstag, Januar 24, 2006

 

Training beim vegetarischen Fussballclub Pushkar


Das Städtchen Puschkar ist ein heiliger Pilgerort der Hindus. Alkohol, Fleisch, ja sogar Eier sind hier absolutes Tabu. Doch trotz oder gerade weil hier sehr viele Touristen vorbeistreunen, um ein bisschen vom heiligen Spirit mitzubekommen, wird man als Mitteleuropäer schnell erkannt und oft in zum Teil auch sehr witzige Verkaufsgespräche verstrickt.
Eines dieser “Verkaufsgespräche” endete allerdings völlig anders, als von mir vorher erwartet. Der Präsident des hiesigen ‘Vegetarian Football Club Pushkar’ bat mich recht herzlich und mehrfach, ich solle doch zu seiner Mannschaft ins Training kommen. Seine Mannschaft trainiere zwar zweimal täglich(!) und würde zurzeit von der spanischen Regierung unterstützt (!??), aber sie bräuchten dennoch jemanden, der ihnen die richtigen Tricks („more tricks like Ronaldo“) zeigen könnte. Oh Shit!! Alle meine Ausreden – von wegen ich sei mit Sicherheit nicht der Richtige, hätte keine Ahnung von Ronaldo, wollte ja eh gerade abreisen usw., wurden nicht akzeptiert. Als Europäer „and even a German“ mit dem Vizeweltmeister Oliver Kahn und darüber hinaus noch Gastgeber des Cup’s 2006 müsse ich einfach ins Training kommen usw. ...
Letztendlich stand ich dann am nächsten Morgen um 7:30 Uhr in einem entsetzlich großen Stadion, dessen eigentliche Bestimmung die Austragung des alljährlichen Kamelmarktes (Pushkar mela) ist. Als ich mich beim Warmlaufen vorsichtig danach erkundigte, wo denn eigentlich die Tore seien, erklärte man mir stolz, dass man vor drei Jahren von der argentinischen Regierung welche geschenkt bekommen hätte. Sie würden aber nur selten und zu ganz besonderen Anlässen verwendet. Man behelfe sich sonst mit Sandhaufen als Markierung. So war's dann auch. Das Training selbst entpuppte sich nämlich (nach kurzem Warmlaufen und Stretching wohlgemerkt) als das herrlichste Gebolze, welches ich vermutlich je erlebt habe. Im tiefen Geläuf wurde gerannt, geholzt und gelacht, als gäbe es kein Morgen mehr. Einfach traumhaft! Erleichtert, dass keine Tricks like Ronaldo von mir erwartet wurden, fühlte ich mich in meine Jugend zurück versetzt, und auch die anderen hatten einen Riesenspaß. Dass das Training (wie auch schon früher immer) mit einer zünftigen Schürfwunde beendet wurde, war natürlich Ehrensache.Anschließend gings dann in die Stadiongaststätte, wo mit Milk Tea auf die „Trainingseinheit“ angestoßen wurde. Beim Abschied wurde mir dann äußerst euphorisch versprochen, dass wenn am Finaltag, wenn also Deutschland gegen Brasilien spielen wird, alle für Deutschland beten werden!

Immer noch zu Gast bei Freunden euer marius

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Montag, Januar 23, 2006

 

Tausendundeine Nacht ...

... so in etwa habe ich mir immer die Szenerie in diesen Überlieferungen der morgenländischen Weltliteratur vorgestellt. Jaismalmer heißt die einzigarige Wüstenstadt, in der ich die letzten drei Tage verbracht habe.Dessen Wahrzeichen, das Fort, thront auf einem einzelnen, 80 m aus der Wüstenlandschaft ragenden Fels, und ist - wie auch Teile der 'Neustadt' zu dessen Füßen - ganz aus warm-gelbem Sandstein erbaut. Die ganze Stadt mit ihren feinen, verzierten Bauten und ihren freundlichen Bewohnern lassen dich eine Reise in die Vergangenheit antreten, die eindrucksvoller ist als jeder Museumsbesuch. Jaisalmer im Westen des Staates, also wieder einmal genau entgegengesetzt der Fahrtrichtung, ist seit jeher berühmt für die hohe Qualität der Arbeiten ihrer Handwerker. Bei einem Bummel durch den alten Teil der Stadt ist es ein Leichtes, sich selbst davon ein Bild zu machen. Was auf den ersten Blick wie Schnitzarbeiten aus tropischen Hölzern aussieht, ist in Wirklichkeit aus Stein gehauen. Feinste Gitterwerke vor den Fenstern sind aus einer Scheibe Sandstein gemeißelt. Ornamente und Zierrat an den Fassaden der Havelis, der alten Kaufhäuser, erstrecken sich über mehrere Stockwerke, und selbst die Masten der Straßenlaternen in Jaisalmer stammen aus der Hand der Steinmetze.

Aber einmal ganz abgesehen von all der Schönheit, war in dieser Stadt auch sonst noch viel geboten. Denn auch hier blieb mir das Glück hold, was den berühmten rechten Zeitpunkt am rechten Ort betrifft. Und so stolperte ich gleich mehrmals unverhofft in höchst interessante Begebenheiten und traf ebensolche Menschen.

Da war zum einen die Hochzeit, welche in den buntesten und wärmsten Farben, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, gefeiert wurde. Ein anderes Mal bot sich mir das Spektakel einer indischen Schülerdemo gegen Wasserverschwendung, welche choreografisch sehr diszipliniert (in schönen Zweierreihen), verbal dafür aber umso chaotischer und enthusiastischer abgehalten wurde.
Und weil das Thema Schüler gerade auf dem Tisch ist - ein selbiger sprach mich an einem schönen Morgen an, und war stolz wie ein Spanier, als er mir nach meiner Einwilligung seine Schule zeigen durfte. Es dauerte auch nicht sehr lange bis die komplette Schule involviert war. Ich schätze, ich habe vom Direktor bis zum Pförtner so ziemlich jede Gestalt kennengelernt, die an dieser Institution in irgendeiner Form tätig ist. Dass ich selbst auch noch die Schulbank probedrücken musste, durfte natürlich keinesfalls fehlen.

Eine ganz besonders große Sportschau bot der Englischlehrer, dessen Englisch ich kaum von Indi zu unterscheiden vermochte. Er, sich seines Unvermögens wohl bewusst, nahm mich daraufhin am Rockzipfel und zeigte mir voller Stolz sämtliche Tafelaufschriebe, die er über das ganze Schulgebäude verteilt in der letzten Woche niedergeschrieben hatte, wohl in der Hoffnung sich dadurch in ein besseres Licht zu rücken. Ich sparte nicht an Lob und Anerkennung :) Und er dankte es mir mit einem Lachen, welches sich ein Mal rund um seinen Kopf erstreckte.

Mittlerweile befinde ich mich schon in Udaipur, einem Traum von einer Stadt. Doch dazu mehr beim nächsten I-Net Besuch. Jetzt geht's nämlich zum Sonnenuntergang :)


Deshalb sonnige Grüße an Euch alle,

Euer David

P.S.: Neue Bilder im Fotoalbum.

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Freitag, Januar 20, 2006

 

Die Wege trennen sich

Liebe Freunde und Leser von Ozin3: Nach nunmehr fast 6 Wochen des gemeinsamen Reisens haben wir beide beschlossen, uns in Delhi vorerst zu trennen und eigene Wege zu gehen. Jeder von uns hat somit einmal wertvolle Zeit für sich selbst und kann in aller Muse und in völlig freiem Treiben das zauberhafte Rajasthan auf die ganz eigene Art und Weise erkunden.

Wir haben bisher gemeinsam schon so viele (WAHNSINNIG VIELE) Abenteuer bestanden und durchlebt, die uns beide sicher ein Leben lang sehr prägen werden und die wir mit der Gewissheit des täglichen Sonnenaufgangs nie wieder vergessen werden. Wir haben dabei in den zum Teil auch brenzlichen Gebieten und Situationen immer voll zusammengehalten und brüderlich eine sehr enge und intensive Zeit verlebt. Allerdings haben wir dabei auch beide festgestellt, dass viele der Erwartungen, die jeder für sich im Vorfeld an diese Reise gestellt hatte, nur schwerlich in Zweisamkeit und auf engstem Raum verwirklicht werden können.

Deshalb ist es jetzt an der Zeit, dass jeder für sich in gänzlicher Unabhängigkeit einmal tief Luft holen kann und die Möglichkeit bekommt, all das Erlebte zu reflektieren, jeder in seinem persönlichen Tempo noch viel Neues erlebt und die für ihn interessanten Plätze erkundet und vielleicht diese Reise dazu nutzen kann, ein Stück weit auch sich selbst zu entdecken.

In der Natur der Sache liegt es, dass es in der nächsten Zeit daher eine getrennte Berichterstattung geben wird, bis wir beide uns dann am 01.02 in Varanasi am Ganges wieder treffen wollen. Dies jedenfalls ist vorerst der Plan und, wie so oft im Leben, was danach kommt, weiß keiner so recht :)

Gemeinsame Grüße

Marius und David

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Donnerstag, Januar 19, 2006

 

Im Parabelflug nach Delhi

Freunde der fröhlichen Freizeitparks, einige von Euch kennen sie wohl, die finsterdunkle Achterbahnfahrt in der geschlossenen Kuppel des Ruster EUROSAT. Genau daran mussten wir denken bei unserer letzten 14-Stunden-Nachtfahrt im Bus von McLoud Ganj nach Delhi. Der Busfahrer muss auf Speed gewesen sein, so zumindest feuerte er die elenden Serpentinen talwärts ins Flachland.Die Passagierin, die vor mir saß, konnte, indem sie über vier Stunden lang ihren Kopf aus dem Fenster heraus in den eiskalten Wind steckte, gerade noch das verhindern, was viele andere nicht mehr zurückhalten konnten. Und so wurde reihenweise herzhaft aus dem Fenster und bestimmt auch über den ein oder anderen Vordersitz gejöllert. So waren dann auch bei der ersten Rast auf diesem Sturzflug die schlierigen Spuren diverser Mahlzeiten unterhalb der Fensterreihen deutlich erkennbar. Marius berichtete sichtlich begeistert von seinem einzigartigen Erlebnis, wie, beim parabelflugartigen Abheben über eines der unzähligen Schlaglöcher auf der Strecke, eine Flasche direkt unter seinem gestreckt horizontal ausgerichteten Körper hindurchrollen konnte. Will heißen - er schwebte mindestens 25 cm hoch in Schwerelosigkeit über den Sitzen:) Echt ein Riesenspaß!!

Grüße aus dem All

Euer David und Marius

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Der Dalai Lama

Es waren die ersten richtigen Regentage unserer Reise, und so blieb die überwältigende Sicht auf die gewaltige Kulisse des Himalajas leider beschränkt auf unsere Anreise. Der nicht enden wollende Dauerregen am ersten Tag in McLoud Ganj zwang uns regelrecht dazu, in unserem Backpacker zu bleiben.

Dies war im Nachhinein jedoch eine wirklich gute Sache, weil man endlich einmal Zeit hatte, etwas zu sich zu kommen, um sich zu organisieren, zu entspannen und einfach auch nur zu lesen. Außerdem kam hier zum ersten Mal eine weitere wichtige Komponente des Reisens hinzu, das Treffen vieler anderer Backpacker. Man kann es sehen, wie man will. Es ist zwar einerseits wunderschön, wenn man wie wir bisher mehr oder weniger ganz alleine unterwegs ist. Es kommt dann an diesen fernen Orten das Gefühl auf, ein ganz besonderes Privileg zu haben, reisen zu dürfen. Die andere Seite, nämlich die Begegnung und der Austausch mit anderen Reisenden, ist aber nicht minder berreichernd.

So kamen wir in unserem Backpacker in Kontakt mit vielen interssanten Menschen, die allesamt viel zu erzählen hatten. Zwei Mädels aus Kalifornien berichteten z.B. von ihrem schrecklichen Tsunamierlebnis in Thailand und ihrer spontanen dreimonatigen Volunteersarbeit in den betroffenen Gebieten. Ein anderer Typ ist schon seit 6 Monaten unterwegs mit nur einer kleinen Tragetasche, während eine 70-jährige Amerikanerin in den nächsten 10 Jahren hier in Indien zu ihrer spirituellen Mitte finden will. Und so sitzt man zusammen, steht in regem Austausch und findet viel Gefallen daran.

Am zweiten Tag hatte ich dann allerdings ein Erlebnis der ganz besonderen Sorte. Ich sah den Dalai Lama!!! Er war ganz unerwartet und kurzfristig von einer seiner vielen Reisen zurückgekehrt. Ich saß mit einer kleinen Gruppe von Amis in einem kleinen Teehaus, während auf der schmalen und steilen Hauptstraße eine seltsame Nervosität herrschte. Plötzlich ging das Gerücht herum, der Dalai Lama würde jeder Zeit hier durchfahren auf dem Weg zu seiner Resisdenz. Und just in dem Moment, als ich mich zur Straße drehte, rauschte er, begleitet von einigen Eskortefahrzeugen, winkend vorbei. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, den alle anderen unserer Gruppe verschlafen hatten, aber er wird mir wohl in ewiger Erinnerung bleiben. What are the odds??

Free Tibet
Euer David

Foto: http://en.wikipedia.org/wiki/Image:HH_wave.jpg



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Montag, Januar 16, 2006

 

Mensen im goldenen Tempel

Wir sind in Indien! :) Dies war mit Abstand der spektakulärste Grenzübertritt bisher. Die einzige indisch-pakistanische Grenzöffnung bei Wagah schließt pünktlich um 16 Uhr die Pforten, also genau eine halbe Stunde nach unserer Überquerung. Doch wie eine vermeintlich harmlose Grenzschließung zu einem Massenspektakel wird, sollten wir erfahren.

Heeresscharen von Zuschauern füllen täglich um 16 Uhr die eigens fest installierten Tribünen auf beiden Seiten der Grenze. Anfeuerer heizen dann die Mengen mit ihren jeweils landesspezifischen Schlachtrufen auf, bis die eigentliche Zeremonie beginnt. Ein halbstündiges Auf- und Abmarschieren der Grenzwachen in den kuriosesten und größtenteils lächerlich wirkenden Schrittkoreographien und Laufwegen, gepaart mit einem Haufen Gebrüll, unterhalten die Massen, welche sich wiederum versuchen, in der Dezibelquantität der Jubelschreie wechsel- und gegenseitig zu übertreffen. Einfach herrlich :)

Eine solide Stunde später waren wir dann in Amristar, der ersten großen Stadt im Westen Indiens. Sie wurde berühmt durch ein großes Massaker seitens der Briten gegenüber einer friedlichen Protestversammlung im Jahre 1919. In jüngster Zeit (1984) wurde außerdem das Wahrzeichen der Stadt von den Sikhs mit Panzern erobert und teilweise zerstört. Dieses ist der sogenannte "Goldene Tempel". Der Gebäudekomplex ist wahrlich fantastisch. Ein großzügig angelegtes Karree an Räumen, Säulen und Kuppeln umgibt einen riesigen Teich, in dessen Mitte der von oben bis unten vergoldete Tempel glänzt und leuchtet. Diese Pilgerstätte der Sikhs ist 24 Stunden täglich geöffnet und auch entsprechend besucht und ist dabei dauerbeschallt durch die Lesung aus der heiligen Schrift. Für alle Pilger wird ebenfalls Tag und Nacht gratis eine Standardmahlzeit zur Verfügung gestellt, welche durch die hauseigene Riesenmensa zubereitet wird (bei Deutschlands großem Mensatest, würde sie allerdings nicht bestehen können :). Und das Allerbeste ist, dass allen Pilgern obendrein noch eine freie Unterkunft inmitten des Tempelkomplexes ermöglicht wird. Ganz klare Sache, wo wir also unser Nachtquartier bezogen.

Am Folgetag stolperte ich bei meinem Spaziergang durch die Altstadt in eine Kremation. Eine alte Frau war in der Vornacht gestorben und sollte nun verbrannt werden in einer der beiden großen Kremationsstätten Amritsars. Ich wurde freundlich herbeigewinkt, um der Zeremonie beizuwohnen. Die Leiche wird sorgfältig in einen Holzscheiterhaufen eingebettet und mit letzten Opfergaben versehen, bevor schließlich alles angezündet wird. Ein ergreifender Augenblick. Auf dem Platz brannten ca. sechs Feuer, umringt von den jeweils angehörigen Familien der Verstorbenen. Die Asche wird drei Tage später eingesammelt und in den Ganges geworfen.

Mittlerweile befinden wir uns nach einer landschaftlich spektakulären Busfahrt in Dahramsala, in den Ausläufern des Himalajas, der sich hinter uns gewaltig aufbäumt. Hier ist der Wohnsitz des Dalai Lama, wenn er sich nicht gerade auf Reisen befindet. Morgen werden wir uns wohl eine tolle Wanderung raussuchen, tief durchatmen und erholen von der Stadtluft und die sagenhafte Landschaft aufsaugen.

Tschüss Euer David

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Samstag, Januar 14, 2006

 

Drum and Bass in Lahore

Heute früh kamen wir mit dem Nachtzug an in Lahore - dem Herzen Pakistans. Ein ganz harmloser und simpler Sightseeingtag sollte es werden, und so machten wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt, wo wir das monumentale Fort und die direkt angrenzende 450 Jahre alte Moschee bestaunten. Der ganze Komplex gilt neben den vielen Gärten und Grünflächen als das Wahrzeichen der Universitätsstadt. Welch Hochgenuss, sich einfach mal wieder den passiven Sehenswürdigkeiten hingeben zu können.

Der Bär steppte dafür umso mehr in dem benachbarten Park, wo ein köstlicher Rummelplatz aufgestellt war. Hundertschaften an Familien tummelten sich dort am zweiten Eid-Feiertag und amüsierten sich. Es gibt zwei Regeln, wie man vermeiden kann, nicht selbst zur Hauptattraktion des Parks zu werden.

1. stets (am Besten forsch) in Bewegung bleiben
2. Kamera im Rucksack lassen

Beide Regeln sträflich missachtet, war es da, das Bataillon an Händeschüttlern, Fotogenen und "Where-You-from"-lern :) Es würde ein Vermögen kosten, wollte man alle ablichten, die sich für ein "pitcure" vor die Linse drängen. Und so erfasste meine 36er Kodakrolle auf wundersame Weise plötzlich eine beachtliche 3-stellige Zahl an Bildern. Alle sind glücklich :)

Das Nachbeben der bizarren Tage von Peshawar folgte dann am Abend. Die geschlossene Belegschaft des Backpackers fuhr mit einem Konvoi Motor-Rikschas an einen Ort etwas am Stadtrand. Dort trifft sich jeden Donnerstag die Sufi-Gemeinde. Auf verschiedenen Terrassen verteilt, sitzen dann mehrere Hunderte kreisförmig auf dem Boden, größtenteils benebelt von dem ausladenden Haschischkonsum, und ergeben sich den beiden Trommlern, die in der Mitte ein stundenlanges Trommelfeuerwerk abschießen. Irgendwann gesellen sich auch ein paar Tänzer und Twister in die Mitte, die sich unter den Trommelschlägen und den Chören in totale und völlige Trance und Ekstase tanzen.

Besonders herausragend waren die koordinativen Fähigkeiten eines Tänzers, der sich in schwindelerregender Geschwindigkeit drehte und umherwirbelte als gäbe es kein Morgen mehr. Hätte er Bernoulli-Arme gehabt, hätte er vermutlich abgehoben. Die wohl konditionell bedingten Drehpausen überbrückte er nahtlos mit wirklich angsteinflößenden Kopfschüttelperformanzen. Ich kann es immer noch nicht bergreifen, dass der Kopf nicht einfach vom Hals wegbrach. Ein wahrhaftiges Wunderwerk der Anatomie.

Um 2.30 Uhr beschlossen wir alle, so langsam aufzubrechen und uns nach einer Nacht-Snack-Attack in die Kojen zu werfen.

Bis demnächst in Indien
Euer David

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Die Feste feiern wie sie fallen

Die Ereignisse überstürzen sich. Nach den beiden ersten heftigen Tagen in Peshawar, die eigentlich erst einmal einige Tage der Verarbeitung bedürften, ging es für mich bereits am nächsten Morgen nahtlos weiter in dem "Harter-Toback"-Programm. Es war der erste "Eid" holiday (gesprochen „iiied“), einem der heiligsten Feiertage der muslimischen Glaubensgemeinschaft, und während ich so meines Weges schlenderte, wurde ich plötzlich von einer Horde Menschen in einen großen Hof gerufen.

Dort wurden die letzten Vorbereitungen für das Schächten einer Kuh getroffen. Sieben Familien hatten zusammengelegt und sich für umgerechnet 280 Euro zum Festanlass dieses Tier gekauft, dessen letzte Stunde nun geschlagen hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Bevorstehende wirklich sehen wollte, bzw. wie mein vegetatives System damit umgehen würde. Aber man bedrängte mich förmlich zu bleiben, und so blieb mir kaum eine Wahl.
Das sichtlich verängstigte Tier wurde an den Beinen gefesselt, zu Boden gebracht und von allen Seiten gehalten, der Körper in Richtung Mekka und der Kopf so gedreht, dass die Schlagader besonders exponiert war. Das Messer gewetzt, ein Stoßgebet zum Himmel, und dann floss Blut - und das nicht zu wenig. Die Bilder schwirren mir permanent durch den Kopf, wie sie alle dastanden: der blutverschmierte Schächter, die Männer der Familien, die andächtigen Kinder. Und alle halfen sie mit bei der anschließenden Zerlegung des Tieres.

Man sah mir die Beklommenheit wohl an, denn schon schnell kam jemand her und erklärte mir den großen Zusammenhang, die Überlieferung durch den Koran, die Vorteile des Schächtens gegenüber dem Elektorschocktod und die religiöse Wichtigkeit dieser Zeremonie. Alle waren sehr bedacht darauf, dieses Brauchtum für mich ins rechte Licht zu rücken.
Danach folgten noch ein junger Ochse und zwei Ziegen, deren Schächtung ich aber nur peripher wahrnehmen konnte, zumal ich nebenbei mit 14 Litern Tee und Eid-Spezialitäten fürsorglichst verköstigt und in zahllose herzliche Gespräche verwickelt wurde.
Die ganze Dimension dieser Zeremonie wurde aber erst beim späteren Spaziergang durch die Altstadt wirklich offensichtlich. Überall in den Gassen war Blut, vor jedem dritten Haus lag ein totes oder stand ein noch lebendiges Vieh, es gab spezielle Stationen für die Sammlung der Felle und der Gedärme (meterhoch!). Heftig.

Vor unserer Weiterreise mit dem Nachtzug nach Lahore wurde ich abermals eingeladen von einer der oben erwähnten Familien, um mit ihnen gemeinsam Abend zu essen. Auch Marius sollte ich mitbringen, und so saßen wir beide einmal mehr inmitten der ungemein warmherzigen Gastfreundschaft Pakistans.

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Freitag, Januar 13, 2006

 

Nachschlag

Bevor es weitergeht mit dem nächsten Reisebericht, vielleicht noch ein paar Worte über die vergangenen beiden Texte. Die Tribal Gegend um Peshawar ist ein integraler Bestandteil der hiesigen Kultur, und es ist durchaus lehrreich, wenn man die sozialen und historischen Hintergründe der Probleme dieser Gegend einmal aus der Nähe und von allen Seiten betrachtet und relativiert. Die Waffenproduktion ist beispielsweise bereits eine Generationen alte Kunstfertigkeit, in die die Menschen hier hereinwachsen. Die Leute sind stolz auf ihre "Kunstwerke" und präsentieren diese dementsprechend. Wenn man als "Tourist" in diese Gegend gehen will, um sich ein eigenes Bild von alledem machen zu können, wird es quasi von einem erwartet, dass man sich selbst auch einmal an einer Waffe ausprobiert. Wie sich hoffentlich jeder vorstellen kann, und davon gehen wir aus, wenn wir unsere Berichte zugunsten der unterhaltsameren Lesbarkeit teilweise etwas überspitzt verfassen, sind wir selbst die ersten, die alledem mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen.

Was mit den Waffen dann letztendlich passiert und wie sie neben dem Selbstschutz eventuell auch Terroristen in die Hände fallen können, ist ein höchst kompliziertes Geflecht an sozialen, historischen und religiösen Faktoren, die sich in der kurzen Zeit auch uns nur bruchstückhaft erschließen. Es steht jedenfalls fest, dass nicht alles so schwarz und weiß ist, wie das in den Medien der westlichen Welt oft dargestellt wird. Für uns hat sich während dieser Tage diesbezüglich einiges relativiert, und der Diaolog mit den Menschen in dieser Gegend hat uns für so manche Dinge die Augen geöffnet.

Wir wollen mit diesen Zeilen noch einmal klarmachen, dass wir all dies sehr wohl und gründlich reflektieren und wollen damit etwas von der Ironie der beiden vergangenen Texte nehmen, die sich vielleicht dem einen oder anderen Leser verschlossen hat.

Euer David

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Dienstag, Januar 10, 2006

 

Durchladen auf dem Schmugglerbazar

Es ist kaum zu glauben, dass man dem gestrigen Tag am Khyber Pass in Sachen "Abgefahrenheit" noch einen obendraufsetzen kann. Aber lasst euch sagen, es geht! Und wie das geht, folgt jetzt:
Heute früh sind wir abermals aufgebrochen mit unserem elektrischen und hippeligen Guide Kausar Hossein und mit seinem namenlosen Fahrer, aufgebrochen in die gesetzeslosen Stammesgebiete in der Umgebung Peshawars.

Zunächst ging es aber zum Bahnhof, wo es das Ticket für morgen Nacht nach Lahore zu lösen galt. Das war ausnahmsweise ein Kinderspiel. Nicht wie die anderen Male, wo man uns im Bahnhof von Schalter zu Schalter und nochmal an hunderttausend Schalter jagte, und wir am Ende wieder am Ausgangspunkt standen mit genauso vielen Zugtickets in der Hand wie zu Beginn. Ähnlich wie beim "Malen nach Zahlen" (Zitat Marius), nur dass da am Ende wenigstens ein schönes Bild herauskommt.
Nach dem Frühstück ging es dann los in Richtung "Smugglers Bazar". Diesen Ort an dem eigentlich keine Ausländer Zutritt haben, müsse man unbedingt gesehen haben, so unser Zappel Guide, und er kenne ohnehin alle Leute. Nach einigen Instruktionen, an welchem Polizeiposten man in welche Richtung wegzuschauen hatte, um nicht als Tourist erkannt zu werden, kamen wir schließlich auch an diesem verruchten Ort an. Aus dem Auto raus und sofort in ein kleines Lädelchen rein, da saßen wir also und die Show sollte beginnen. Zunächst wurden uns sämtliche Drogenprodukte vorgeführt, die die Gegend so zu bieten hat. Da die Gegend so ziemlich alles zu bieten hat, war das eine entsprechende Prozedur: milkatafelgroße Haschischbrocken, schneeweißes Heroin, schwarzer Afghane, rosaroter Panther, und wie sie alle heißen. All dies ganz selbstverständlich auch stets mit der Option auf käuflichen Erwerb. Es war im Grunde wie auf einer Kaffeefahrt, nur eben ohne Kaffee. Nebenbei wurden wir im Kreise anderer, bereits in Echtzeit konsumierender Kunden, heftigst eingenebelt. Es folgten Waffendarbietungen bis hin zu Vorführungen eines breiten Sortiments an trügerisch echten Falschgeldblüten in allen erdenklichen Währungen.

Nach unserer 30 minütigen "No-thank-you"-Endlosschleife ging es dann weiter mit einer Führung durch den Bazar, vorbei an dutzenden solcher Drogenhöhlchen und an irgendwelchen Opium quarzenden Gestalten, bis wir schließlich an einem offenen Platz standen. Und ehe ich mich versah, hatte ich auch schon eine Kalaschnikow an der Schulter und sollte eine Ladung Munition in die Luft blasen. Und so stand ich also da mit all meiner pazifistischen Gesinnung und Erziehung und sprühte ein Magazin voll Kugeln quer über den Grenzhimmel zu Afghanistan. Sehr strange das Ganze.

Nicht als ob uns nach alldem ohnehin schon etwas mulmig zumute war, aber es sollte noch besser kommen. Nach diesem bizarren Aktionismus, ging es nämlich in wilder Fahrt weiter nach "Darra", dem schrägsten aller Orte. Dort nämlich werden in gelassenster Selbstverständlichkeit Waffen gebaut, nachgebaut, repariert, getestet, getrimmt und verkauft. Die Hälfte aller Läden in diesem Ort sind Waffenschmieden, die andere Hälfte sind Fressgassen, um die Waffenschmiede zu ernähren. Und da wundert es einen, wo die ganzen Waffen immer herkommen. Absolut verrückt.Da läuft man also mit seinem bestochenen Schutzpolizisten durch die Sträßchen, und überall heraus glitzern M-16 Gewehre, Handwaffen, Pumpguns, und Allah weiß welche Kanonen. Ab und zu spicken Gewerbeführende mit ihrem Produkt kurz auf die Straße und ballern eine Prise in den Himmel um die Funktionalität ihres Werks zu begutachten. Und so donnert, raucht und schallt es eigentlich permanent in "Darra".

Der Heimweg war vergleichsweise friedlich, auch wenn ich das vor drei Wochen wohl noch anders gesehen hätte - denn wenn die Autos, Rikschas, Esel, Busse, LKWs, Radfahrer, Kühe es könnten, würden sie wohl auch noch über- und untereinander durchfahren :)
So langsam neigt sich der Tag dem Ende und außerhalb meines Internetcafés häufen sich die lauten Rufe, die das morgen beginnende und drei Tage andauernde "Eid"-Fest einläuten.

In diesem Sinne und bis zum nächsten Mal grüßt Euch feierlich und abenteuerlich

Euer David

P.S.: Fotos hochladen ist gerade ein bissl schwierig.

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Gastfreundschaft am Khyber Pass

Wenn man es erst einmal bis Peshawar in die “North-West-frontier-Province” geschafft hat, gibt es für den Durchschnittseuropäer nur noch ein Ziel: Hinauf auf den Khyber Pass und über die Grenze in das tiefer liegende Afghanistan blicken. Da Fremde bereits das Vorland nicht ohne weiteres betreten dürfen, vergrößerte sich unsere Reisegruppe für diesen Trip beträchtlich. Kausar Hussain (unser Reiseführer), ein Chauffeur, sowie ein Begleitschutz mit Kalaschnikow gesellten sich zu uns, um den Weg durch die „Tribal-Area“ anzutreten. Mit dem Passieren des Polizeipostens tauchte unser Transport dann auch gleich in eine völlig andere Welt ein. Viehmärkte, dubiose Gestalten sowie ein extrem wildes Treiben aller erdenklichen Lebewesen machten die Fahrt durchaus lebendig und erlebnisreich. Selbst die freundlichen Schafshirten tragen in diesem Gebiet ihre Kalaschnikows - wie in Freiburg die Girlys ihre Handtaschen - spazieren. Echt ein bizarres Bild! Ein grandioser Rundumblick bot sich dann weiter oben auf dem Weg zum Khyberpass, an welchem gerade drei einheimische Herren ihr idyllisches Picknick abhielten. Da mich unser Begleitschutz fürs Foto bereits mit der Kalaschnikow geschmückt hatte, dachte sich einer der Picknicker, David stünde im Vergleich dazu etwas nackt da und zückte unter seinem edlen Gewand eine Pistole hervor, die er David wortlos, dafür mit einem breiten Grinsen im Gesicht in die Hand drückte. Auch bei den Menschen am Khyber-Pass ist sie allgegenwärtig, die typisch pakistanische Gastfreundschaft :)

Mit 1000 Grüßen euer marius

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Samstag, Januar 07, 2006

 

Entwarnung bei Dr. Niazi

Nachdem wir die letzten 1 1/2 Tage ausschließlich nichtstuend im Zug verbracht hatten, hat der heutige Tag diese Tatenlosigkeit gefühlsmäßig wieder vollständig wettgemacht. In meinem Fall ging er auch gleich mit Hochspannung los. Ich hatte nämlich meinen herbeigesehnten und zugleich gefürchteten Zahnarzttermin.

Mittlerweile befinden wir uns nämlich in Islamabad, wo wir in einem einzigen epischen Zugritt von Quetta aus (1500 km in 30 Stunden) hingerattert sind. Hier habe ich von der deutschen Botschaft eine vertrauenswürdige Zahnarztadresse erhalten, nämlich genau bei der Zahnärztin, zu der auch alle Botschafter gehen. Das alleine war schon ziemlich beruhigend. Noch viel beruhigender neben den mittlerweile vollständig abgeklungenen Schmerzen war auch die Röntgendiagnose: "Mr. Lohmüller, there is absolutely nothing to worry about". Sicherheitshalber gab es noch ein paar Antibiotikapäckchen mit auf den Weg nach Indien, und dann war gut. Und das war auch gut so!

Sehr erleichtert ging es daraufhin mittenhinein in das weitere Tagesprogamm. Dazu gehörte zunächst die Wanderung auf einen Aussichtspunkt über der Stadt. Oben angelangt gesellte sich wenig später ein ziemlich scheues Männchen samt seinem Bruder zu uns auf das Bänkchen und startete zaghaft mit seinem Fragenkatalog. Ihm war anzumerken, wie aufgeregt und bewegt er war. Wie sich später herausstellte, war er, aus einem 1000 km entfernten Dörfchen kommend, zum ersten Mal zu Besuch bei seinem Bruder in der Großstadt, hat dort zum ersten Mal im Leben richtige Berge gesehen und auch zum ersten Mal einen Ausländer. Entsprechend umarmungsvoll war dann auch die Abschiedszeremonie.

Weiter ging es dann mit einem Spaziergang durch den nahgelegenen Wald in Richtung der Al-Faisal Moschee. Unterwegs wurden wir zufällig auf ein paar Raschelgeräusche im Dickicht aufmerksam. Diese wurden zu unserer Begeisterung verursacht durch ein paar Dutzend frei lebender Affen. Was folgte, war klar: Eine Heinz Sielmann-performance erster Güteklasse. Auf Indianerfüßen hinein ins Gestrüpp und dann verharren bis zur Fossilwerdung. Aber das Warten sollte sich lohnen. Einige neugierige Tiere ästelten sich tatsächlich in die Brennweite des Objektivs. Klick Klack, im Kasten.Und weiter ging es zur größten Moschee in ganz Asien. 100 000 Menschen können hier beten. Entsprechend imposant ist auch die Erscheinung dieses Gebäudes, dessen Architektur wie auch die der gesamten Retortenstadt, die erst erst im Jahre 1961 gegründet wurde, sehr modern ist. Bei unserer Heimfahrt in unserem unendlich überfüllten, rosaroten und purpurfarbenen Pornobus gab es dann als Zugabe noch eine Keilerei.

Carpe diem, Euer David

P.S.: Nach den ganzen Kopftuchwochen sind wir uns übrigens beide einig, wie schön es ist mal wieder Mädchen mit offenen Haaren zu sehen :-)

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Mittwoch, Januar 04, 2006

 

Leiden auf 680km

Es sind ja bereits einige Kilometer, die wir hinter uns haben, aber die 680 km von Taftan nach Quetta sollten seinesgleichen suchen. Wenn ich nicht selbst ein aktiv beteiligtes und nüchternes Mitglied bei diesem Unternehmen gewesen wäre, würde ich wahrscheinlich nicht glauben, was einem so alles - im wahrsten Sinne des Wortes - "widerfahren" kann. Die einzigartige Show begann schon mit dem Betrachten des Buses. Ein großer Haufen Müll! Das Dachgepäck fast so hoch wie der ganze Bus selbst und eine komplette Fensterseite irgendwie mit Klarsichtfolie geflickt. Der Blick in die Innenausstattung war mindestens genauso bereichernd. Zunächst einmal war der Bus bumsvoll besetzt mit den unglaublichsten Figuren, die man sich vorstellen kann - allesamt so farbenfroh wie ein Aschenbecher. Aber der "Schein" trog, denn auch hier war man uns wieder einmal mehr als nur wohlgesonnen. Das Zauberwort "German" produziert anscheinend nicht nur im Iran leuchtende Augen, good Job Außenministerium :)

Auffallend, abgesehen von dem unüberschaubaren Wirrwarr an Deckengebambel, das dem Busfahrer ins Gesicht hing, war vor allem die großzügige Anzahl an Decken und Teppichen, die sich überall da verteilten, wo noch Platz war. Dies hatte auch seinen extrem guten Grund, wie wir bald feststellen sollten. Denn schon auf Kilometer 1 wurde klar, dass diese Nachtfahrt nicht eine wohltemperierte werden würde. Dies hatte Gründe: Zum Beispiel hatte mein Fensterarrangement gute zwei Zentimeter Spiel zwischen der Scheibe und dem Rahmen. Ganz zu schweigen von meinen Vorderleuten, wo dort eher eine obere Zweistelligkeit an Zentimetern "spielte". Hinzukommend war die Bustür immer mal wieder für größere Streckenabschnitte, wieso auch immer, weit geöffnet und die schon erwähnte Folienscheibe tat ein Weiteres um die minus 15 Grad Celsius (!!) Außentemperatur zu uns hereinzuholen. Und so blies permanent ein konzentriertes Eisstürmchen in unserem Bus. Freunde der Sonne, ich kann Euch sagen, das war echt mal eine Tortur. Da waren meine, pünktlich zum bestmöglichen Reisezeitpunkt einsetzenden Zahnschmerzen und die Tatsache, dass ich während der gesamten 15-Stunden Fahrt eine Beinbewegungsamplitude von ca. 3,7 cm hatte, reine Nebensache.Vielmehr waren wir alle eigentlich ausschließlich damit beschäftigt, wie man Kleidung und die vorhandenen Decken am Besten einsetzen kann, um so wenig wie möglich von sich und seiner Eigenwärme preiszugeben. Bei mir dauerte es ungefähr die halbe Distanz, bis es soweit war - 104 Zwiebelschichten, und am Ende schaute nur noch der rechte Nasenflügel hervor ;) Weniger erfolgreich war Marius, dessen Körperkerntemperatur sich stetig der Außentemperatur anglich. Sein Kommentar: "Hier zieht es wie Hechtsuppe", war eine wirklich lieb gemeinte Untertreibung. Die "Eingeborenen" verfolgten dagegen die Betäubungsstrategie und bastelten munter irgendwelche Tüten, die sie um uns herum wegquarzten. Dies hatte zur Folge, dass der alte Mann hinter mir, den Hustgeräuschen nach zu urteilen, eine nicht unerhebliche Anzahl gut bestückter Auswürfe herausgebrochen haben musste. Eine Nacht war das...

Am Morgen wurden wir auf den Bergpässen dafür mit grandiosen Panoramablicken über die Wüste Baluchistans halbwegs entschädigt. Um diese zu erklimmen, musste an unserem 2-PS-Bus übrigens bei jedem Anstieg manuell die Übersetzung gewechselt werden. Wahnsinn!! Maximalst gerädert kamen wir jedoch irgendwann tatsächlich in Quetta an. Die Ankunft war wirklich aufregend, denn auf den Straßen dieser Westernstadt herrschte schwindelerregendes Treiben. Überall Menschen, Esel, Karren, Viecher, Motor-Rikschas und VOR ALLEM diese in tausend Farben verzierten LKWs - überall! Schnell waren die Strapazen vergessen, und seither kunden wir voller Spannung und Begeisterung diese krasse Stadt aus, die Bazare, die Fressstuben, und wieder einmal genießen wir die herzliche Gastfreundschaft der Menschen hier. Morgen Mittag geht es dann weiter mit dem Zug nach Islamabad, wo ich mir vom Auswärtigenamt eine vertrauenswürdige Zahnarztadresse habe geben lassen. Mal sehen, was der so kann.Bis zum nächsten Highlight grüßt Euch

Euer David

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Sprung nach Pakistan

"Es gibt nichts Erfrischenderes als ein beherzter Sprung über die Grenzen."Erfrischend ist genau das richtige Wort für das, was Katharina (die am Neujahrsmorgen ebenfalls Backsteine stapelte) David und mich erwatete, als wir uns früh morgens von Bam aufmachten, die pakistanische Grenze zu durchbrechen. Bei Minus 15 Grad Celsius und einem eisigen Wind aus Afghanistans Hochlagen im Gesicht standen wir an der Straße. Doch bereits nach wenigen Stunden Wartezeit und ein paar belanglosen Reparaturen an unserem Bus konnte es losgehen. Angekommen im wild verwegenen Zahedan, einer Schmugglerhochburg ohne erkennbare Regeln und Gesetze, galt es einen Fahrer ausfindig zu machen, welcher uns durch das Grenzgebiet taxieren würde. Und dies am besten, ohne uns dabei zu entführen ;) Als wir gefunden hatten, was wir suchten, düsten wir mit Mach 4 vorbei an Polizeistationen und Flakgeschützen durch das versteppte Gelände zum eigentlichen Grenzposten. Da dort selbstredend festgestellt wurde, dass Katharina aus Hamburg kommt, und dort ja auch ein Fußballer namens Madhevicia spielt, lief der Grenzübertritt quasi von selbst. Wir wurden über die Grenze förmlich getragen. In Pakistans staubigem Nirgendwo angekommen, standen dann auch gleich etliche "Devisenhändler" bereit, welche uns nach erfolgter Transaktion auf ihren Pickup zerrten und weiter Richtung Australien transportierten. -> Glatter hätt's nicht laufen können :)

mit erfrischten Grüßen euer marius

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Neujahr in Truemmern

Der Jahreswechsel auf unserer Reise sollte ein ganz besonderer werden. Nachdem Marius und ich unserem Guesthouse-Besitzer "Akbar", unsere Hilfe angeboten hatten für welche Arbeiten auch immer, verbrachten wir den Vormittag damit, ca. 4 Zilliarden herumliegende Backsteine in Form von einer Mauer vor unserem Guesthouse zu errichten. Sie sollte der Anfang werden für den Neuaufbau des Guesthouses, welches bis dato nur aus ein paar provisorischen Containern besteht. Es war eine kleine Geste der Unterstützung unsererseits, die die vom Schicksal gestrafte Guesthouse-Familie mehr als dankbar annahm. Mit geschundenen Händen machten wir uns mittags dann auf einen Spaziergang durch die Straßen der Erdbebenstadt. Es boten sich nie gesehene Bilder der Zerstörung dar. Unglaublich wie hier alles noch komplett in Trümmern liegt, obwohl das Erdbeben ja schon zwei Jahre zurücklag. Das unvergesslichste aller Bilder war mit Abstand die unter Unescoschutz stehende Altstadt, welche nur noch ein Haufen von Brösel war. Kaum vorstellbar, welche Wucht das nur 12 Sekunden andauernde Erdbeben gehabt haben musste. Das Tolle bei alledem war es jedoch, festzustellen, in welch einer Aufbruchstimmung sich die Stadt und die Bevölkerung befinden. Alles werkelt, schafft und baut auf, rastlos und mit einer spürbaren wiedergewonnen Zuversicht. Bewegt von den Bildern des Tages, wurden wir am Eingang des Guesthouse von Akhbar abgefangen, der uns einlud im Kreise seiner Familie und den einzigen zwei anderen Gästen (aus Belgien) zu dinieren. Und so saßen wir dann allesamt auf dem wohnraumfüllenden Teppich. Wir vier Europäer und die 12 Familienangehörigen. Es war ein wirklich unvergessliches Neujahrsfest. Nach dem Essen, welches die Belgier zubereitet hatten (zum Dessert gabs Bananenpfannkuchen mit Schokolade, yeah!!:), nahm Akbar das Heft in die Hand und unterhielt in seiner charismatischen und einzigartigen Natur die Runde mit einem nicht enden wollenden Fundus an Witzen und Spielen. Irgendwann wurde uns klar, dass die ganze, immer müder werdende Familie extra bis um 12 wachbleiben wollte, um uns ein würdiges Neujahrsfest zu bereiten (Muslime feiern ihr Neujahr ja eigentlich erst am 21. März). Als plötzlich eine Gitarre auftauchte, übernahmen wir die Festleitung und sangen ein paar Gassenhauer, bis wir schließlich mit "Nehmt Abschied Brüder" ins neue Jahr rutschten. Mamas mir mitgegebene Weihnachtsbaumkerze war unser Feuerwerk. Akbar zauberte plötzlich noch zwei Dosen Jim Beam Whiskey hervor, verteilte es in 16 Gläser, und wir sponsorten unsererseits noch 2 Flaschen alkoholfreies Limettenbier :-) Alle klatschten, jubelten, und dann war alles fast wie daheim :)
In diesem Sinne Euch allen ein "Gutestes" Neues Jahr :)


Euer David

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Dienstag, Januar 03, 2006

 

Wunderschönes Bam

“Bam, die eindrucksvolle Oasenstadt mit ihren vielen Palmen und der unglaublich schönen Alten Stadt (Arge-e Bam), bildet das große Finale der Reise durch den Iran. Sie ist fast vollständig aus getrocknetem Lehm erbaut, überaus malerisch und wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt...“ So oder so ähnlich beginnen zahlreiche Reiseführer, wenn sie über Bam berichten und vor Ende 2003 geschrieben wurden. Jedoch bebte hier am 26.12.2003 die Erde so stark, dass innerhalb von 12 Sekunden die gesamte Stadt zertört wurde. Über 35000 der ca. 100 000 Einwohner kamen hierbei ums Leben.
Als David und ich 2 Jahre und 3 Tage später nach Einbruch der Dunkelheit entlang der Trümmerfelder stolpern und "Akbars Tourist Guest House" suchen, können wir noch nicht so recht glauben, dass wir uns bereits inmitten der Stadt befinden sollen. Schließlich finden wir Akbars Hostel, versteckt hinter Mauerresten und etlichen Backsteinhaufen. Akbar, ein charismatischer Typ, der das Hostel schon vor dem Beben betrieb, hat beim Beben u.a. seinen Sohn verloren und ist im Moment dabei, sein Hostel erneut aufzubauen. Nachdem er uns väterlich mit Suppe versorgt hat, bieten wir ihm an, am kommenden Tag etwas beim Wiederaufbau zu helfen. So stehen wir am nächsten Morgen inmitten eines riesigen Backsteinhaufens genau an der Stelle, wo das Hostel vor dem Beben gestanden haben soll, und schichten die Steine erneut aufeinander. Bereits nach wenigen Minuten beschließen David und ich, unseren Aufenthalt hier um einen weiteren Tag zu verlängern.
mit lieben Grüßen euer marius

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