Sonntag, März 26, 2006

 

Mit dem Colalaster auf eine Insel in einer anderen Zeit

Per Inselhopping durch Lombok und Sumbawa nach Flores oder Komodo, so war Davids und mein Plan, als wir in Balis östlichstem Hafen herumlungerten und nach einem geeigneten Transportmittel Ausschau hielten. Nach einem bisschen Hin und Her und ein paar doch etwas dubiosen Diskussionen mit selbsternannten "Reiseveranstaltern", entschieden wir uns schließlich für einen in die Jahre gekommenen Colalaster, welcher exakt die gleiche Route anvisiert hatte wie wir. Welch ein Glück!

Und so schipperten wir glücklich und zufrieden los vorerst mit dem Fährschiff in die Nacht dem vier Stunden entfernten Lombok entgegen, von wo aus wir mit dem Laster die eigentliche Fahrt beginnen wollten. Dort angekommen bemerkten David und ich dann "hautnah", dass wir offentsichtlich nicht die einzigen waren, die den Colalaster gebucht hatten. Denn es galt nun, insgesamt sechs Personen im nun doch etwas winzig erscheinenden Fahrerhäuschen unterzubringen. Wir, drei Indonesier plus David und ich, sowie der Fahrer kneteten und falteten unsere Körper, bis wir schließlich bereit waren, für die bevorstehende 20-stündige Fahrt durch die im Cockpit äußerst schwül erscheinende Sommernacht. Wir hätten uns dabei sicher alle sehr gerne mehr unterhalten, doch da David und ich kein Indonesisch sprechen, und für eine ausschweifende Gebärdensprache eindeutig zu wenig Platz war, blieb uns allen nur die Sprache, die jeder versteht, die des verschmitzten einander Angrinsens und die des höflich einander Zulächelns :)

Als wir nach einer weiteren Fährfahrt unseren Trip in Sumbawa fortsetzten, und unser Limonadenlaster dort von Schlagloch zu Schlagloch schaukelte, war, als hätten wir eine Zeitreise unternommen. Wir eierten und schwankten auf der vom Monsun aufgeweichten Matschstraße durch den Dschungel Sumbawas, die, wie David und ich völlig fassungslos feststellten, die einzige Ostwestverbindung der gesamten 400 km breiten Insel ist. Wir bremsten für Kühe, Ziegen, Schafe und Fußbälle, fuhren vorbei an Schilfhütten, Wasserbüffeln, quietschenden Affen und Reisfeldern und wunderten uns immer wieder, wo all die fröhlich im nirgendwo am Straßenrand spazierenden Kinder wohl eine Schule finden wollten. Es war ein völlig surreales Bild, das noch durch die vielen selbstgebastelten Pferdekutschen, die uns entgegenkamen, verstärkt wurde. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf der Farm der zwei mitreisenden Einheimischen angekommen (sie bestand aus zwei Schilfhütten und einer Bambusveranda), machten wir erst einmal Pause. Und David und ich wurden gleich mit allen möglichen exotischen Früchten sowie einem eigens für uns arrangierten Hahnenkampf!!!! äußerst freundlich in dieser für uns bisher völlig unbekannten Welt begrüßt.

Als wir nach der 24-stündigen Zeitreise in Bima ankamen, durften sich unsere gebrochenen Glieder dann schließlich noch am täglichen Wahnsinn des öffentlichen Nahverkehrs erfreuen: Wir fuhren zu 17.!!! im MINIbus, wobei die Frauen, die sich nicht gerade übergaben oder Kinder stillten, vor jeder rasant angefahrenen Kurve Stoßgebete zu ihrem jeweiligen Stammesgott in den Abendhimmel ausstießen. Am Ziel angekommen klapperten wir weiter mit der Pferdekutsche an den Hafen, wo die nächste Fähre schon auf uns wartete.

Mit vielen Grüßen aus Sumbawa

euer marius

Foto: Kinder an und auf dem Schulbus von Sumbawa

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