Samstag, Januar 14, 2006

 

Drum and Bass in Lahore

Heute früh kamen wir mit dem Nachtzug an in Lahore - dem Herzen Pakistans. Ein ganz harmloser und simpler Sightseeingtag sollte es werden, und so machten wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt, wo wir das monumentale Fort und die direkt angrenzende 450 Jahre alte Moschee bestaunten. Der ganze Komplex gilt neben den vielen Gärten und Grünflächen als das Wahrzeichen der Universitätsstadt. Welch Hochgenuss, sich einfach mal wieder den passiven Sehenswürdigkeiten hingeben zu können.

Der Bär steppte dafür umso mehr in dem benachbarten Park, wo ein köstlicher Rummelplatz aufgestellt war. Hundertschaften an Familien tummelten sich dort am zweiten Eid-Feiertag und amüsierten sich. Es gibt zwei Regeln, wie man vermeiden kann, nicht selbst zur Hauptattraktion des Parks zu werden.

1. stets (am Besten forsch) in Bewegung bleiben
2. Kamera im Rucksack lassen

Beide Regeln sträflich missachtet, war es da, das Bataillon an Händeschüttlern, Fotogenen und "Where-You-from"-lern :) Es würde ein Vermögen kosten, wollte man alle ablichten, die sich für ein "pitcure" vor die Linse drängen. Und so erfasste meine 36er Kodakrolle auf wundersame Weise plötzlich eine beachtliche 3-stellige Zahl an Bildern. Alle sind glücklich :)

Das Nachbeben der bizarren Tage von Peshawar folgte dann am Abend. Die geschlossene Belegschaft des Backpackers fuhr mit einem Konvoi Motor-Rikschas an einen Ort etwas am Stadtrand. Dort trifft sich jeden Donnerstag die Sufi-Gemeinde. Auf verschiedenen Terrassen verteilt, sitzen dann mehrere Hunderte kreisförmig auf dem Boden, größtenteils benebelt von dem ausladenden Haschischkonsum, und ergeben sich den beiden Trommlern, die in der Mitte ein stundenlanges Trommelfeuerwerk abschießen. Irgendwann gesellen sich auch ein paar Tänzer und Twister in die Mitte, die sich unter den Trommelschlägen und den Chören in totale und völlige Trance und Ekstase tanzen.

Besonders herausragend waren die koordinativen Fähigkeiten eines Tänzers, der sich in schwindelerregender Geschwindigkeit drehte und umherwirbelte als gäbe es kein Morgen mehr. Hätte er Bernoulli-Arme gehabt, hätte er vermutlich abgehoben. Die wohl konditionell bedingten Drehpausen überbrückte er nahtlos mit wirklich angsteinflößenden Kopfschüttelperformanzen. Ich kann es immer noch nicht bergreifen, dass der Kopf nicht einfach vom Hals wegbrach. Ein wahrhaftiges Wunderwerk der Anatomie.

Um 2.30 Uhr beschlossen wir alle, so langsam aufzubrechen und uns nach einer Nacht-Snack-Attack in die Kojen zu werfen.

Bis demnächst in Indien
Euer David

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