Samstag, Januar 07, 2006

 

Entwarnung bei Dr. Niazi

Nachdem wir die letzten 1 1/2 Tage ausschließlich nichtstuend im Zug verbracht hatten, hat der heutige Tag diese Tatenlosigkeit gefühlsmäßig wieder vollständig wettgemacht. In meinem Fall ging er auch gleich mit Hochspannung los. Ich hatte nämlich meinen herbeigesehnten und zugleich gefürchteten Zahnarzttermin.

Mittlerweile befinden wir uns nämlich in Islamabad, wo wir in einem einzigen epischen Zugritt von Quetta aus (1500 km in 30 Stunden) hingerattert sind. Hier habe ich von der deutschen Botschaft eine vertrauenswürdige Zahnarztadresse erhalten, nämlich genau bei der Zahnärztin, zu der auch alle Botschafter gehen. Das alleine war schon ziemlich beruhigend. Noch viel beruhigender neben den mittlerweile vollständig abgeklungenen Schmerzen war auch die Röntgendiagnose: "Mr. Lohmüller, there is absolutely nothing to worry about". Sicherheitshalber gab es noch ein paar Antibiotikapäckchen mit auf den Weg nach Indien, und dann war gut. Und das war auch gut so!

Sehr erleichtert ging es daraufhin mittenhinein in das weitere Tagesprogamm. Dazu gehörte zunächst die Wanderung auf einen Aussichtspunkt über der Stadt. Oben angelangt gesellte sich wenig später ein ziemlich scheues Männchen samt seinem Bruder zu uns auf das Bänkchen und startete zaghaft mit seinem Fragenkatalog. Ihm war anzumerken, wie aufgeregt und bewegt er war. Wie sich später herausstellte, war er, aus einem 1000 km entfernten Dörfchen kommend, zum ersten Mal zu Besuch bei seinem Bruder in der Großstadt, hat dort zum ersten Mal im Leben richtige Berge gesehen und auch zum ersten Mal einen Ausländer. Entsprechend umarmungsvoll war dann auch die Abschiedszeremonie.

Weiter ging es dann mit einem Spaziergang durch den nahgelegenen Wald in Richtung der Al-Faisal Moschee. Unterwegs wurden wir zufällig auf ein paar Raschelgeräusche im Dickicht aufmerksam. Diese wurden zu unserer Begeisterung verursacht durch ein paar Dutzend frei lebender Affen. Was folgte, war klar: Eine Heinz Sielmann-performance erster Güteklasse. Auf Indianerfüßen hinein ins Gestrüpp und dann verharren bis zur Fossilwerdung. Aber das Warten sollte sich lohnen. Einige neugierige Tiere ästelten sich tatsächlich in die Brennweite des Objektivs. Klick Klack, im Kasten.Und weiter ging es zur größten Moschee in ganz Asien. 100 000 Menschen können hier beten. Entsprechend imposant ist auch die Erscheinung dieses Gebäudes, dessen Architektur wie auch die der gesamten Retortenstadt, die erst erst im Jahre 1961 gegründet wurde, sehr modern ist. Bei unserer Heimfahrt in unserem unendlich überfüllten, rosaroten und purpurfarbenen Pornobus gab es dann als Zugabe noch eine Keilerei.

Carpe diem, Euer David

P.S.: Nach den ganzen Kopftuchwochen sind wir uns übrigens beide einig, wie schön es ist mal wieder Mädchen mit offenen Haaren zu sehen :-)

Labels:


Kommentare: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?