Montag, Januar 23, 2006

 

Tausendundeine Nacht ...

... so in etwa habe ich mir immer die Szenerie in diesen Überlieferungen der morgenländischen Weltliteratur vorgestellt. Jaismalmer heißt die einzigarige Wüstenstadt, in der ich die letzten drei Tage verbracht habe.Dessen Wahrzeichen, das Fort, thront auf einem einzelnen, 80 m aus der Wüstenlandschaft ragenden Fels, und ist - wie auch Teile der 'Neustadt' zu dessen Füßen - ganz aus warm-gelbem Sandstein erbaut. Die ganze Stadt mit ihren feinen, verzierten Bauten und ihren freundlichen Bewohnern lassen dich eine Reise in die Vergangenheit antreten, die eindrucksvoller ist als jeder Museumsbesuch. Jaisalmer im Westen des Staates, also wieder einmal genau entgegengesetzt der Fahrtrichtung, ist seit jeher berühmt für die hohe Qualität der Arbeiten ihrer Handwerker. Bei einem Bummel durch den alten Teil der Stadt ist es ein Leichtes, sich selbst davon ein Bild zu machen. Was auf den ersten Blick wie Schnitzarbeiten aus tropischen Hölzern aussieht, ist in Wirklichkeit aus Stein gehauen. Feinste Gitterwerke vor den Fenstern sind aus einer Scheibe Sandstein gemeißelt. Ornamente und Zierrat an den Fassaden der Havelis, der alten Kaufhäuser, erstrecken sich über mehrere Stockwerke, und selbst die Masten der Straßenlaternen in Jaisalmer stammen aus der Hand der Steinmetze.

Aber einmal ganz abgesehen von all der Schönheit, war in dieser Stadt auch sonst noch viel geboten. Denn auch hier blieb mir das Glück hold, was den berühmten rechten Zeitpunkt am rechten Ort betrifft. Und so stolperte ich gleich mehrmals unverhofft in höchst interessante Begebenheiten und traf ebensolche Menschen.

Da war zum einen die Hochzeit, welche in den buntesten und wärmsten Farben, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, gefeiert wurde. Ein anderes Mal bot sich mir das Spektakel einer indischen Schülerdemo gegen Wasserverschwendung, welche choreografisch sehr diszipliniert (in schönen Zweierreihen), verbal dafür aber umso chaotischer und enthusiastischer abgehalten wurde.
Und weil das Thema Schüler gerade auf dem Tisch ist - ein selbiger sprach mich an einem schönen Morgen an, und war stolz wie ein Spanier, als er mir nach meiner Einwilligung seine Schule zeigen durfte. Es dauerte auch nicht sehr lange bis die komplette Schule involviert war. Ich schätze, ich habe vom Direktor bis zum Pförtner so ziemlich jede Gestalt kennengelernt, die an dieser Institution in irgendeiner Form tätig ist. Dass ich selbst auch noch die Schulbank probedrücken musste, durfte natürlich keinesfalls fehlen.

Eine ganz besonders große Sportschau bot der Englischlehrer, dessen Englisch ich kaum von Indi zu unterscheiden vermochte. Er, sich seines Unvermögens wohl bewusst, nahm mich daraufhin am Rockzipfel und zeigte mir voller Stolz sämtliche Tafelaufschriebe, die er über das ganze Schulgebäude verteilt in der letzten Woche niedergeschrieben hatte, wohl in der Hoffnung sich dadurch in ein besseres Licht zu rücken. Ich sparte nicht an Lob und Anerkennung :) Und er dankte es mir mit einem Lachen, welches sich ein Mal rund um seinen Kopf erstreckte.

Mittlerweile befinde ich mich schon in Udaipur, einem Traum von einer Stadt. Doch dazu mehr beim nächsten I-Net Besuch. Jetzt geht's nämlich zum Sonnenuntergang :)


Deshalb sonnige Grüße an Euch alle,

Euer David

P.S.: Neue Bilder im Fotoalbum.

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