Sonntag, April 09, 2006

 

Die Reiseroute



Bild: www.wikipedia.de

Labels: , , , , , , , , , , , ,


Sonntag, Februar 05, 2006

 

Kalkutta kennt keine Kuehe

Ebenso wenig kennt es Fahrrad-Rikschas. Dies ist das erste, was einem am Stadtbild Kolkatas auffällt. Den Platz der Rikschas nehmen dafür die kultigen, gelben Retro-Taxis ein und die normale Kuhpopulation einer indischen Großstadt wird 3000-fach ersetzt durch Menschenbündel.

Es ist nicht zu begreifen, wieviele Menschen hier in rush-hour-Zeiten auf diese Weise zusammenlaufen. Wenn die Bazare und Märkte abends so richtig in die Vollen gehen, scheint die ganze Stadt ein einziger Stau zu sein. Dabei ist die motorisierte Fortbewegung noch das, was am ehesten vorangeht. In der Metro gibt es eigens eine Verkehrspolizei für Fußgänger, die versucht, die Massen möglichst reibungslos durch die Korridore und Kreuzungen zu schleusen. Abarts!

Die Metro hat mich übrigens vorhin on der "Mahatma Gandhi Road" zur "Mother Teresa Avenue" gebracht. Welch klangvolle Namen. Da reiht sich mein "Salvation Army Guesthouse" doch glatt mal nahtlos ein :) Dass die Heilsarmee hier in Kalkutta am Puls des Geschehens ist, wurde mir bei meinem Streifzug durch die dreckige und verrußte Stadt schnell klar. An der maximalst befahrenen und ohrenbetäubend lauten Straße haben die Ärmsten der Armen ihre hüfthohen "Zelte" errichtet und aneinandergereiht. Ungelogen, 50 cm von den Eingangslöchern entfernt, donnern pausenlos die in einer gottlosen Dezibelstärke notorisch hupenden LKWs, Busse und Autos vorbei. Und wo es einem selbst ganz Weh ums Gemüt wird, sieht man die Menschen trotzdem lachen, Kinder spielen, und Familien versuchen, eine lebenswerte Zeit zu verbringen. Jeder daheim, der über zu laut tobende Kinder in der Nachbarschaft klagt, würde beim Anblick dieser Bilder definitiv einmal so richtig eingenordet werden.

Nach Norden geht es für mich hoffentlich bald auch. Dies aber nur, wenn sich am Montag auf der Botschaft die Gerüchte bestätigen lassen, dass Myanmar eine Grenze zu Indien geöffnet hat. Andernfalls werde ich wohl auch wie Marius direkt von hier oder über Bangladesh nach Thailand fliegen müssen. Es bleibt also spannend.

Deshalb, spannen(d)langerhanselige Grüße

von Euerem David

Labels:


 

Bildernachschlag

Weil Mitgieder meiner Familie heute ihren Geburtstag zelebrieren, habe ich zur Feier des Tages wieder einmal ein paar Rollen Film digitalisieren lassen und in den Alben "Udaipur", "Varanasi" und "Jodhpur" ein wenig nachgerüstet.
Allen Gengenbachern will ich an dieser Stelle sagen: "Trinkt heute Abend auf dem Hemdenglunker nicht alles auf einmal!" :)
Hoorig!

Herzlichen Glückwunsch Papa!

Labels:


Freitag, Februar 03, 2006

 

Wo befreundete Wege laufen zusammenlaufen

Schöne Tage waren es, eindrucksvolle, bewegende und gleichsam bewegte Tage, und freundschaftliche Tage waren es, die wir beide in der heiligen Stadt Varanasi verlebt haben. Aber auch diese Tage gingen schneller vorbei, als einem lieb sein kann, und so führte uns unsere letzte gemeinsame Zugfahrt in Indien heute früh nach Kalkutta.

Und hier, wo der Ganges sich von Indien ins Meer hinein verabschiedet, werden auch wir wieder getrennte Wege gehen. Marius hat sich bereits in Varanasi ein Ticket nach Bangkok gesichert und fliegt morgen früh auf direktem Wege in die Millionenmetropole. David dagegen, wird noch einige Tage in Kalkutta verweilen müssen, um sich die Visa für Bangladesh und Myanmar zu besorgen in der Hoffnung, diese schwierig zu bereisenden Länder dann so gut wie möglich auf dem Landweg durchqueren zu können.

Marius wird wohl eine ganze Zeit in Thailand verbringen, denn gibt es neben den herrlichen Stränden, die es zu bebaden gilt, auch allerhand traumhafter Kletterreviere, die erklommen werden wollen. Auf der anderen Seite versucht David, erst am fernen Südzipfel Myanmars das Land der lachenden Gesichter zu betreten - insofern machbar. Und dann ist es nur wahrscheinlich, dass sich die Wege bald wieder treffen werden. Schließlich kann man das, was Hermann Hesse in seinem "Demian" beschreibt, und wir in Istanbul und nun bereits zum zweiten Mal in Varanasi erfahren durften, gar nicht oft genug haben:

"Wo befreundete Wege zusammenlaufen, ist die ganze Welt, für eine Stunde lang wie Heimat."

Somit reisen wir schon morgen mit Vorfreude dem Moment entgegen, an dem wir uns gegenseitig wieder ein Stück geliebter Heimat bescheren können.

In diesem Sinne grüßen wir Euch in der Heimat, mit wonnigem Gruße.

Marius und David

Labels:


Donnerstag, Februar 02, 2006

 

Heiliger Ganges

Für Varanasi die geeigneten Worte zu finden, ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Diese uralte und heiligste aller indischen Städte umgibt eine einzigartige Atmosphäre. Wir machen im Grunde nichts anderes, als den lieben langen Tag an den unzähligen Ghats (Treppen, die zum Ganges hinunterführen) entlangzuspazieren und die Menschen bei ihren Hindu-Ritualen zu beobachten.

Da wird sich gewaschen, bespritzt, Cricket gespielt, gebettelt, geopfert, getrunken, geräuchert, verbrannt, gegessen, notgedurft und gebetet. Das Beeindruckendste sind aber die Kremationen, die sich in einer komplizierten Aneinanderreihung von Ritualen direkt neben und inmitten zähneputzender Gläubiger und badender Kinder abspielen.

Varanasi ist "die" Stadt zum Sterben. Man glaubt es kaum, aber alle toten Hindus aus gesamt Indien werden angeblich genau hier in Form von Asche in den Ganges geworfen. Für den gläubigen Hindu steht der Tod am Anfang. Er ist das, was das Leben als Individuum erst ermöglicht, und jeder Tod bringt auch die Chance, seine Situation im Kastensystem zu verbessern. Das Sterben ist auch notwendiger Schritt in Richtung Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Und die besten Chancen, ins erlösende Nirwana aufsteigen, liegen hier in Varanasi, einem Ort voller Spiritualität, Kultur und Heiligtum.
Vielleicht kann man jetzt ein Stück weit nachvollziehen, warum es schwierig ist, diese Stimmung in Worten einzufangen. Ich traue es mir jedenfalls nicht zu und belasse es bei diesem Fragment meiner Eindrücke.

Aus der heiligen Stadt Shivas

Euer David

P.S.: Hier noch etwas aus der Rubrik "Kurioses": UN-Wasserproben in Varanasi ergaben die stolze Anzahl von 170 Millionen Fäkal Coliform-Bakterien pro 100 ml Wasser. Der kritische Wert für Badewasser liegt bei 500!! pro 100 ml. Na dann mal , Prost :)

Labels:


 

Wiedersehen am Taj Mahal

Er muss sie wahrhaftig geliebt haben. Als der Großmogul Schah Jehan vor 350 Jahren aus Trauer um seine verstorbene Lieblingsfrau Mumtaz das Mausoleum Mahal errichten ließ, ahnte er wohl nicht, dass das Stein gewordene Sinnbild von Treue und Liebe über den Tod hinaus eines Tages zu einem der Weltwunder der Neuzeit ernannt werden würde.

Dies zu Recht, denn eines ist gewiss, das Taj Mahal ist eines der schönsten und romantischsten Bauwerke überhaupt, und es zieht jeden Besucher unweigerlich in einen Bann voller Ehrfurcht und Bewunderung. Und so stand dann auch ich, direkt vom Zug kommend, bei Sonnenaufgang, ergriffen vor dem majestätischen Marmorbau, bewunderte bezaubert die von der Morgenröte eingefärbten Kuppeln und Türme und erlag einige Stunden lang der einzigartigen Atmosphäre.

Nach und nach aber füllte sich die Anlage mit immer mehr Touristen und als ich gerade im Begriff war zu gehen, erschallte plötzlich ein Pfiff, den ich nur zu gut kannte. Dann war Marius da :)

Eigentlich hatten wir geplant uns erst in Varanasi wiederzusehen, aber mal ehrlich, kann es einen besseren Ort geben, wo sich der Freunde Wege wieder treffen? Naturgemäß folgten allerhand euphorischer Berichte über unseren jeweiligen Erlebnisse der vergangenen Tage und all dies vor dieser grandiosen Kulisse. Am Abend ging es schließlich in verschiedenen Zügen weiter nach Varanasi, wo wir uns momentan befinden.

Euer David

Labels:


Mittwoch, Februar 01, 2006

 

Schlangenbeschwoerung im Fakkar Express

Unsere Zugfahrten laufen schon seit dem Iran eigentlich immer nach dem gleichen Schema ab: Man steigt Abends ein, schläft ein paar Stunden und wenn man aufwacht, gesellt sich ein englisch sprechender Mitreisender neben einen, dessen Aufgabe es ist, den ganzen Waggon über deine Nationalität, deinen Beruf, deinen Namen usw. zu informieren. Quasi als Gegenleistung bekommt man dann die Vorzüge und Besonderheiten der vorbeistreifenden Landschaften erklärt. Dann wird man gelegentlich noch aufgefordert, die "köstliche" Wegzehrung eines Einheimischen zu probieren, wobei dann meist exakt so viele Augenpaare auf einen gerichtet sind, wie sich Personen im Abteil befinden.
Manchmal passiert aber auch etwas Unvorhergesehens. So wie zum Beispiel auf dem Weg vom Taj Mahal nach Varanasi, als ein Schlangenbeschwörer den Zug betrat. Sofort war sich der ganze Zug einig, dass er seine Schlange für mich tanzen lassen müsse und ich wurde aufgefordert, mich auf den Boden neben seinen Korb zu setzen. Anfangs fand ich's noch ziemlich witzig, aber als der Schlangenbeschwörer auf seiner Been zu duddeln begann und sich tatsächlich eine echte Kobra aus dem Tuch schlängelte und mir entgegenzüngelte, bekam ich es bereits heftigst mit der Angst zu tun. Als sie weiter aufstieg und mich schließlich auf Augenshöhe in nur 20 cm Abstand anstarrte, merkte ich, wie sich mein Kreislauf langsam aber sicher verabschiedete!!! - Ich muss wirklich sehr blass gewesen sein, als ich ihr über den Rücken strich und sie anfasste. Denn als der Spuk endlich vorbei war und ich langsam aus dem Jenseits zurückkehrte, grinste mich das komplette Abteil an und zeigte auf mein Gesicht, das anscheinend so weiß wie das Taj Mahal gewesen sein muss.
Als man mir später auch noch sichtlich vergnügt erklärte, dass die Kobra gar keine Giftdrüsen mehr gehabt hatte, wäre ich vor Peinlichkeit am liebsten im Bodenblech versunken.
Mit vielen Grüßen aus Varanasi,

euer marius

Labels:


Sonntag, Januar 29, 2006

 

Auf dem Kamel durch die Wueste

Rajasthan ist unbeschreiblich schön! Und es gibt hier in den Gassen jeden Tag so viele Dinge zu entdecken, dass man aus dem Staunen und Wundern nur ganz selten einmal herauskommt. Trotz allem hab ich zusammen mit Renny und Marisa (australisches Pärchen) spontan beschlossen, den vielen malerischen Städchen den Rücken zu kehren und für 3 Tage auf einem Kamel durch die Wüste Thar zu reiten. Gesagt, gebucht. War echt traumhaft! Die Weite, die Dünen, die Dörfer, der Sand und vor allem das Schlafen auf den Dünen unter dem Sternenhimmel. Dazu gabs ein Sternemenue, gekocht am Lagerfeuer von Kahn, unserem Kamelmann.Ein absoluter Lacher war, dass jeden Abend ein Getränkeverkäufer aus einem weit entfernten Dörfchen extra den weiten Weg durch die Wüste herbeigeritten kam nur in der Hoffnung, uns mit Getränken versorgen zu dürfen (war echt weit!). In großer Hochachtung vor seiner Mühe, p(r)oste ich euch sein Bild zum Text.

Prost euer marius

Labels:


 

Das fuenfte Rad am Wagen,

oder war es das sechste, oder das siebte? Ist im Grunde auch Wurscht. Ein LKW hat jedenfalls viele Räder. Festzustellen bleibt, dass gestern Abend ein indischer LKW plötzlich ein Rad weniger hatte als sonst. Dummerweise verlor er jenes just in dem Moment, als mein Bus ihn, aus entgegengesetzter Richtung her kommend, passierte.

Freundlicherweise hatte man mir den Sitz 1 zugeteilt, welcher sich quasi auf Fahrerhöhe hinter dem Windschutzscheibenpanoramafenster befand. Somit hätte ich aus erster Reihe eine perfekte Sicht gehabt, wäre ich nicht so erbarmungslos übermüdet gewesen von meinem Übertag in Jodhpur, der "blauen Stadt", die mir mit ihrer hochgelegenen, alles überblickenden Burgfestung so einiges an Laufarbeit abverlangte. Dennoch, wenn auch nur peripher, sah ich durch den stark eingedetschten Sichtbildschirm meiner halboffenen Augen das Unheil kommen.

Ein großes dunkles Etwas kam von rechts her geflogen. Dann kam eine markerzitternde Vollbremsung und dann tat es einen furchtbaren Schlag. Mein erster Tip, der Lautstärke nach geurteilt, war eine Elefantenfamilie, mit der wir kollidierten. Aber es war dann doch "nur" der abgefallene Reifen des entgegengekommenen LKWs, der gegen unseren Kühler prallte. Kaum auszumalen, was passiert wäre, wenn das Ding aufgesprungen und uns in Scheibenhöhe begegnet wäre.

Das Geschrei war groß, alle stiegen aus dem Bus und es wurde wild gestikulliert, erhitzt debattiert und schlussendlich wohl auch alles kapiert. Irgendwann waren dann auch die letzten Wogen der Aufregung geglättet - nicht so der Kühler - und die Fahrt nach Pushkar konnte fortgesetzt werden.
Nach den grandiosen Tagen in Udaipur und Jodhpur ist es hier jedoch eher enttäuschend, vor allem deshalb, weil sich dieser heilige Ort extrem dem Tourismus angepasst hat und im Grunde nichts von dem eigentlichen Charme des bunten Straßenlebens in Indien hat.

Darum ziehe ich heute Abend auch schon wieder weiter gen Osten, wo das große "Muss" eines jeden Indienreisenden auf mich wartet: das Weltwunder "Taj Mahal".

Lebensfrohe Grüße
Euer David

Labels:


Donnerstag, Januar 26, 2006

 

Monsoon Palace, Octopussy und Montezumas Rache

Montezuma war der letzte Azteken-Herrscher, der den freundlichen Empfang der spanischen Besatzungstruppen unter Hernando Cortez, die er als göttliche Vorsehung ansah, mit seinem Leben bezahlte. Warum er sich deswegen ausgerechnet an mir rächen muss, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Fakt ist, er tut es, und das nun schon seit einigen Tagen.

Aber in Udaipur, wo ich mich zurzeit befinde, ist nicht alles dünn. Ausgesprochen dick sogar sind einige der Straßenviecher, die die Straßen hier auf- und abmarschieren. So kann es dann durchaus passieren, dass neben den üblichen Verdächtigen, wie Wasserbüffeln, Kamelen, Affen und den Zilliarden von Kühen, auch eben mal ein Elefant die Gasse entlang spaziert. Ein herrliches Bild, das könnt ihr Euch vorstellen.

Überhaupt ist Udaipur einfach nur herrlich. Anders kann man es wohl nicht ausdrücken. Das "Venedig Indiens" wird diese urromantische Stadt genannt, deren Stadtgrenzen zwei große Seen und ein kleines Gebirge darstellen. Der hundsgemütliche Backpacker, in dem ich verweile, liegt direkt an einem der beiden Seen und lässt mit seinem Rooftop Restaurant wirklich nichts vermissen.
Den ersten Sonnenbrand gab es übrigens bei der Tageswanderung zum Monsoon Palace, die ich mit einem australischen Paar in Angriff nahm. Die Belohnung dafür war eine buchstäblich umwerfende Rundumaussicht über die atemberaubende Landschaft.
Jeden Abend läuft in vielen kleinen Restaurants der James Bond Streifen "Octopussy". Dieser wurde nämlich ob der Schönheit des Städtchens größtenteils hier gedreht.

Heute Abend werde ich schweren Herzens Abschied nehmen und mit dem Nachtbus nach Jodphur weiterdüsen. Bevor es aber losgeht, bestelle ich mir gleich noch einen schönen, kühlen Papaya-Lassi - geschüttelt, nicht gerührt - versteht sich :)

Euer David

Labels:


Dienstag, Januar 24, 2006

 

Training beim vegetarischen Fussballclub Pushkar


Das Städtchen Puschkar ist ein heiliger Pilgerort der Hindus. Alkohol, Fleisch, ja sogar Eier sind hier absolutes Tabu. Doch trotz oder gerade weil hier sehr viele Touristen vorbeistreunen, um ein bisschen vom heiligen Spirit mitzubekommen, wird man als Mitteleuropäer schnell erkannt und oft in zum Teil auch sehr witzige Verkaufsgespräche verstrickt.
Eines dieser “Verkaufsgespräche” endete allerdings völlig anders, als von mir vorher erwartet. Der Präsident des hiesigen ‘Vegetarian Football Club Pushkar’ bat mich recht herzlich und mehrfach, ich solle doch zu seiner Mannschaft ins Training kommen. Seine Mannschaft trainiere zwar zweimal täglich(!) und würde zurzeit von der spanischen Regierung unterstützt (!??), aber sie bräuchten dennoch jemanden, der ihnen die richtigen Tricks („more tricks like Ronaldo“) zeigen könnte. Oh Shit!! Alle meine Ausreden – von wegen ich sei mit Sicherheit nicht der Richtige, hätte keine Ahnung von Ronaldo, wollte ja eh gerade abreisen usw., wurden nicht akzeptiert. Als Europäer „and even a German“ mit dem Vizeweltmeister Oliver Kahn und darüber hinaus noch Gastgeber des Cup’s 2006 müsse ich einfach ins Training kommen usw. ...
Letztendlich stand ich dann am nächsten Morgen um 7:30 Uhr in einem entsetzlich großen Stadion, dessen eigentliche Bestimmung die Austragung des alljährlichen Kamelmarktes (Pushkar mela) ist. Als ich mich beim Warmlaufen vorsichtig danach erkundigte, wo denn eigentlich die Tore seien, erklärte man mir stolz, dass man vor drei Jahren von der argentinischen Regierung welche geschenkt bekommen hätte. Sie würden aber nur selten und zu ganz besonderen Anlässen verwendet. Man behelfe sich sonst mit Sandhaufen als Markierung. So war's dann auch. Das Training selbst entpuppte sich nämlich (nach kurzem Warmlaufen und Stretching wohlgemerkt) als das herrlichste Gebolze, welches ich vermutlich je erlebt habe. Im tiefen Geläuf wurde gerannt, geholzt und gelacht, als gäbe es kein Morgen mehr. Einfach traumhaft! Erleichtert, dass keine Tricks like Ronaldo von mir erwartet wurden, fühlte ich mich in meine Jugend zurück versetzt, und auch die anderen hatten einen Riesenspaß. Dass das Training (wie auch schon früher immer) mit einer zünftigen Schürfwunde beendet wurde, war natürlich Ehrensache.Anschließend gings dann in die Stadiongaststätte, wo mit Milk Tea auf die „Trainingseinheit“ angestoßen wurde. Beim Abschied wurde mir dann äußerst euphorisch versprochen, dass wenn am Finaltag, wenn also Deutschland gegen Brasilien spielen wird, alle für Deutschland beten werden!

Immer noch zu Gast bei Freunden euer marius

Labels:


Montag, Januar 23, 2006

 

Tausendundeine Nacht ...

... so in etwa habe ich mir immer die Szenerie in diesen Überlieferungen der morgenländischen Weltliteratur vorgestellt. Jaismalmer heißt die einzigarige Wüstenstadt, in der ich die letzten drei Tage verbracht habe.Dessen Wahrzeichen, das Fort, thront auf einem einzelnen, 80 m aus der Wüstenlandschaft ragenden Fels, und ist - wie auch Teile der 'Neustadt' zu dessen Füßen - ganz aus warm-gelbem Sandstein erbaut. Die ganze Stadt mit ihren feinen, verzierten Bauten und ihren freundlichen Bewohnern lassen dich eine Reise in die Vergangenheit antreten, die eindrucksvoller ist als jeder Museumsbesuch. Jaisalmer im Westen des Staates, also wieder einmal genau entgegengesetzt der Fahrtrichtung, ist seit jeher berühmt für die hohe Qualität der Arbeiten ihrer Handwerker. Bei einem Bummel durch den alten Teil der Stadt ist es ein Leichtes, sich selbst davon ein Bild zu machen. Was auf den ersten Blick wie Schnitzarbeiten aus tropischen Hölzern aussieht, ist in Wirklichkeit aus Stein gehauen. Feinste Gitterwerke vor den Fenstern sind aus einer Scheibe Sandstein gemeißelt. Ornamente und Zierrat an den Fassaden der Havelis, der alten Kaufhäuser, erstrecken sich über mehrere Stockwerke, und selbst die Masten der Straßenlaternen in Jaisalmer stammen aus der Hand der Steinmetze.

Aber einmal ganz abgesehen von all der Schönheit, war in dieser Stadt auch sonst noch viel geboten. Denn auch hier blieb mir das Glück hold, was den berühmten rechten Zeitpunkt am rechten Ort betrifft. Und so stolperte ich gleich mehrmals unverhofft in höchst interessante Begebenheiten und traf ebensolche Menschen.

Da war zum einen die Hochzeit, welche in den buntesten und wärmsten Farben, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, gefeiert wurde. Ein anderes Mal bot sich mir das Spektakel einer indischen Schülerdemo gegen Wasserverschwendung, welche choreografisch sehr diszipliniert (in schönen Zweierreihen), verbal dafür aber umso chaotischer und enthusiastischer abgehalten wurde.
Und weil das Thema Schüler gerade auf dem Tisch ist - ein selbiger sprach mich an einem schönen Morgen an, und war stolz wie ein Spanier, als er mir nach meiner Einwilligung seine Schule zeigen durfte. Es dauerte auch nicht sehr lange bis die komplette Schule involviert war. Ich schätze, ich habe vom Direktor bis zum Pförtner so ziemlich jede Gestalt kennengelernt, die an dieser Institution in irgendeiner Form tätig ist. Dass ich selbst auch noch die Schulbank probedrücken musste, durfte natürlich keinesfalls fehlen.

Eine ganz besonders große Sportschau bot der Englischlehrer, dessen Englisch ich kaum von Indi zu unterscheiden vermochte. Er, sich seines Unvermögens wohl bewusst, nahm mich daraufhin am Rockzipfel und zeigte mir voller Stolz sämtliche Tafelaufschriebe, die er über das ganze Schulgebäude verteilt in der letzten Woche niedergeschrieben hatte, wohl in der Hoffnung sich dadurch in ein besseres Licht zu rücken. Ich sparte nicht an Lob und Anerkennung :) Und er dankte es mir mit einem Lachen, welches sich ein Mal rund um seinen Kopf erstreckte.

Mittlerweile befinde ich mich schon in Udaipur, einem Traum von einer Stadt. Doch dazu mehr beim nächsten I-Net Besuch. Jetzt geht's nämlich zum Sonnenuntergang :)


Deshalb sonnige Grüße an Euch alle,

Euer David

P.S.: Neue Bilder im Fotoalbum.

Labels:


Freitag, Januar 20, 2006

 

Die Wege trennen sich

Liebe Freunde und Leser von Ozin3: Nach nunmehr fast 6 Wochen des gemeinsamen Reisens haben wir beide beschlossen, uns in Delhi vorerst zu trennen und eigene Wege zu gehen. Jeder von uns hat somit einmal wertvolle Zeit für sich selbst und kann in aller Muse und in völlig freiem Treiben das zauberhafte Rajasthan auf die ganz eigene Art und Weise erkunden.

Wir haben bisher gemeinsam schon so viele (WAHNSINNIG VIELE) Abenteuer bestanden und durchlebt, die uns beide sicher ein Leben lang sehr prägen werden und die wir mit der Gewissheit des täglichen Sonnenaufgangs nie wieder vergessen werden. Wir haben dabei in den zum Teil auch brenzlichen Gebieten und Situationen immer voll zusammengehalten und brüderlich eine sehr enge und intensive Zeit verlebt. Allerdings haben wir dabei auch beide festgestellt, dass viele der Erwartungen, die jeder für sich im Vorfeld an diese Reise gestellt hatte, nur schwerlich in Zweisamkeit und auf engstem Raum verwirklicht werden können.

Deshalb ist es jetzt an der Zeit, dass jeder für sich in gänzlicher Unabhängigkeit einmal tief Luft holen kann und die Möglichkeit bekommt, all das Erlebte zu reflektieren, jeder in seinem persönlichen Tempo noch viel Neues erlebt und die für ihn interessanten Plätze erkundet und vielleicht diese Reise dazu nutzen kann, ein Stück weit auch sich selbst zu entdecken.

In der Natur der Sache liegt es, dass es in der nächsten Zeit daher eine getrennte Berichterstattung geben wird, bis wir beide uns dann am 01.02 in Varanasi am Ganges wieder treffen wollen. Dies jedenfalls ist vorerst der Plan und, wie so oft im Leben, was danach kommt, weiß keiner so recht :)

Gemeinsame Grüße

Marius und David

Labels:


Donnerstag, Januar 19, 2006

 

Im Parabelflug nach Delhi

Freunde der fröhlichen Freizeitparks, einige von Euch kennen sie wohl, die finsterdunkle Achterbahnfahrt in der geschlossenen Kuppel des Ruster EUROSAT. Genau daran mussten wir denken bei unserer letzten 14-Stunden-Nachtfahrt im Bus von McLoud Ganj nach Delhi. Der Busfahrer muss auf Speed gewesen sein, so zumindest feuerte er die elenden Serpentinen talwärts ins Flachland.Die Passagierin, die vor mir saß, konnte, indem sie über vier Stunden lang ihren Kopf aus dem Fenster heraus in den eiskalten Wind steckte, gerade noch das verhindern, was viele andere nicht mehr zurückhalten konnten. Und so wurde reihenweise herzhaft aus dem Fenster und bestimmt auch über den ein oder anderen Vordersitz gejöllert. So waren dann auch bei der ersten Rast auf diesem Sturzflug die schlierigen Spuren diverser Mahlzeiten unterhalb der Fensterreihen deutlich erkennbar. Marius berichtete sichtlich begeistert von seinem einzigartigen Erlebnis, wie, beim parabelflugartigen Abheben über eines der unzähligen Schlaglöcher auf der Strecke, eine Flasche direkt unter seinem gestreckt horizontal ausgerichteten Körper hindurchrollen konnte. Will heißen - er schwebte mindestens 25 cm hoch in Schwerelosigkeit über den Sitzen:) Echt ein Riesenspaß!!

Grüße aus dem All

Euer David und Marius

Labels:


 

Der Dalai Lama

Es waren die ersten richtigen Regentage unserer Reise, und so blieb die überwältigende Sicht auf die gewaltige Kulisse des Himalajas leider beschränkt auf unsere Anreise. Der nicht enden wollende Dauerregen am ersten Tag in McLoud Ganj zwang uns regelrecht dazu, in unserem Backpacker zu bleiben.

Dies war im Nachhinein jedoch eine wirklich gute Sache, weil man endlich einmal Zeit hatte, etwas zu sich zu kommen, um sich zu organisieren, zu entspannen und einfach auch nur zu lesen. Außerdem kam hier zum ersten Mal eine weitere wichtige Komponente des Reisens hinzu, das Treffen vieler anderer Backpacker. Man kann es sehen, wie man will. Es ist zwar einerseits wunderschön, wenn man wie wir bisher mehr oder weniger ganz alleine unterwegs ist. Es kommt dann an diesen fernen Orten das Gefühl auf, ein ganz besonderes Privileg zu haben, reisen zu dürfen. Die andere Seite, nämlich die Begegnung und der Austausch mit anderen Reisenden, ist aber nicht minder berreichernd.

So kamen wir in unserem Backpacker in Kontakt mit vielen interssanten Menschen, die allesamt viel zu erzählen hatten. Zwei Mädels aus Kalifornien berichteten z.B. von ihrem schrecklichen Tsunamierlebnis in Thailand und ihrer spontanen dreimonatigen Volunteersarbeit in den betroffenen Gebieten. Ein anderer Typ ist schon seit 6 Monaten unterwegs mit nur einer kleinen Tragetasche, während eine 70-jährige Amerikanerin in den nächsten 10 Jahren hier in Indien zu ihrer spirituellen Mitte finden will. Und so sitzt man zusammen, steht in regem Austausch und findet viel Gefallen daran.

Am zweiten Tag hatte ich dann allerdings ein Erlebnis der ganz besonderen Sorte. Ich sah den Dalai Lama!!! Er war ganz unerwartet und kurzfristig von einer seiner vielen Reisen zurückgekehrt. Ich saß mit einer kleinen Gruppe von Amis in einem kleinen Teehaus, während auf der schmalen und steilen Hauptstraße eine seltsame Nervosität herrschte. Plötzlich ging das Gerücht herum, der Dalai Lama würde jeder Zeit hier durchfahren auf dem Weg zu seiner Resisdenz. Und just in dem Moment, als ich mich zur Straße drehte, rauschte er, begleitet von einigen Eskortefahrzeugen, winkend vorbei. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, den alle anderen unserer Gruppe verschlafen hatten, aber er wird mir wohl in ewiger Erinnerung bleiben. What are the odds??

Free Tibet
Euer David

Foto: http://en.wikipedia.org/wiki/Image:HH_wave.jpg



Labels:


Montag, Januar 16, 2006

 

Mensen im goldenen Tempel

Wir sind in Indien! :) Dies war mit Abstand der spektakulärste Grenzübertritt bisher. Die einzige indisch-pakistanische Grenzöffnung bei Wagah schließt pünktlich um 16 Uhr die Pforten, also genau eine halbe Stunde nach unserer Überquerung. Doch wie eine vermeintlich harmlose Grenzschließung zu einem Massenspektakel wird, sollten wir erfahren.

Heeresscharen von Zuschauern füllen täglich um 16 Uhr die eigens fest installierten Tribünen auf beiden Seiten der Grenze. Anfeuerer heizen dann die Mengen mit ihren jeweils landesspezifischen Schlachtrufen auf, bis die eigentliche Zeremonie beginnt. Ein halbstündiges Auf- und Abmarschieren der Grenzwachen in den kuriosesten und größtenteils lächerlich wirkenden Schrittkoreographien und Laufwegen, gepaart mit einem Haufen Gebrüll, unterhalten die Massen, welche sich wiederum versuchen, in der Dezibelquantität der Jubelschreie wechsel- und gegenseitig zu übertreffen. Einfach herrlich :)

Eine solide Stunde später waren wir dann in Amristar, der ersten großen Stadt im Westen Indiens. Sie wurde berühmt durch ein großes Massaker seitens der Briten gegenüber einer friedlichen Protestversammlung im Jahre 1919. In jüngster Zeit (1984) wurde außerdem das Wahrzeichen der Stadt von den Sikhs mit Panzern erobert und teilweise zerstört. Dieses ist der sogenannte "Goldene Tempel". Der Gebäudekomplex ist wahrlich fantastisch. Ein großzügig angelegtes Karree an Räumen, Säulen und Kuppeln umgibt einen riesigen Teich, in dessen Mitte der von oben bis unten vergoldete Tempel glänzt und leuchtet. Diese Pilgerstätte der Sikhs ist 24 Stunden täglich geöffnet und auch entsprechend besucht und ist dabei dauerbeschallt durch die Lesung aus der heiligen Schrift. Für alle Pilger wird ebenfalls Tag und Nacht gratis eine Standardmahlzeit zur Verfügung gestellt, welche durch die hauseigene Riesenmensa zubereitet wird (bei Deutschlands großem Mensatest, würde sie allerdings nicht bestehen können :). Und das Allerbeste ist, dass allen Pilgern obendrein noch eine freie Unterkunft inmitten des Tempelkomplexes ermöglicht wird. Ganz klare Sache, wo wir also unser Nachtquartier bezogen.

Am Folgetag stolperte ich bei meinem Spaziergang durch die Altstadt in eine Kremation. Eine alte Frau war in der Vornacht gestorben und sollte nun verbrannt werden in einer der beiden großen Kremationsstätten Amritsars. Ich wurde freundlich herbeigewinkt, um der Zeremonie beizuwohnen. Die Leiche wird sorgfältig in einen Holzscheiterhaufen eingebettet und mit letzten Opfergaben versehen, bevor schließlich alles angezündet wird. Ein ergreifender Augenblick. Auf dem Platz brannten ca. sechs Feuer, umringt von den jeweils angehörigen Familien der Verstorbenen. Die Asche wird drei Tage später eingesammelt und in den Ganges geworfen.

Mittlerweile befinden wir uns nach einer landschaftlich spektakulären Busfahrt in Dahramsala, in den Ausläufern des Himalajas, der sich hinter uns gewaltig aufbäumt. Hier ist der Wohnsitz des Dalai Lama, wenn er sich nicht gerade auf Reisen befindet. Morgen werden wir uns wohl eine tolle Wanderung raussuchen, tief durchatmen und erholen von der Stadtluft und die sagenhafte Landschaft aufsaugen.

Tschüss Euer David

Labels:


This page is powered by Blogger. Isn't yours?