Dienstag, Januar 24, 2006

 

Training beim vegetarischen Fussballclub Pushkar


Das Städtchen Puschkar ist ein heiliger Pilgerort der Hindus. Alkohol, Fleisch, ja sogar Eier sind hier absolutes Tabu. Doch trotz oder gerade weil hier sehr viele Touristen vorbeistreunen, um ein bisschen vom heiligen Spirit mitzubekommen, wird man als Mitteleuropäer schnell erkannt und oft in zum Teil auch sehr witzige Verkaufsgespräche verstrickt.
Eines dieser “Verkaufsgespräche” endete allerdings völlig anders, als von mir vorher erwartet. Der Präsident des hiesigen ‘Vegetarian Football Club Pushkar’ bat mich recht herzlich und mehrfach, ich solle doch zu seiner Mannschaft ins Training kommen. Seine Mannschaft trainiere zwar zweimal täglich(!) und würde zurzeit von der spanischen Regierung unterstützt (!??), aber sie bräuchten dennoch jemanden, der ihnen die richtigen Tricks („more tricks like Ronaldo“) zeigen könnte. Oh Shit!! Alle meine Ausreden – von wegen ich sei mit Sicherheit nicht der Richtige, hätte keine Ahnung von Ronaldo, wollte ja eh gerade abreisen usw., wurden nicht akzeptiert. Als Europäer „and even a German“ mit dem Vizeweltmeister Oliver Kahn und darüber hinaus noch Gastgeber des Cup’s 2006 müsse ich einfach ins Training kommen usw. ...
Letztendlich stand ich dann am nächsten Morgen um 7:30 Uhr in einem entsetzlich großen Stadion, dessen eigentliche Bestimmung die Austragung des alljährlichen Kamelmarktes (Pushkar mela) ist. Als ich mich beim Warmlaufen vorsichtig danach erkundigte, wo denn eigentlich die Tore seien, erklärte man mir stolz, dass man vor drei Jahren von der argentinischen Regierung welche geschenkt bekommen hätte. Sie würden aber nur selten und zu ganz besonderen Anlässen verwendet. Man behelfe sich sonst mit Sandhaufen als Markierung. So war's dann auch. Das Training selbst entpuppte sich nämlich (nach kurzem Warmlaufen und Stretching wohlgemerkt) als das herrlichste Gebolze, welches ich vermutlich je erlebt habe. Im tiefen Geläuf wurde gerannt, geholzt und gelacht, als gäbe es kein Morgen mehr. Einfach traumhaft! Erleichtert, dass keine Tricks like Ronaldo von mir erwartet wurden, fühlte ich mich in meine Jugend zurück versetzt, und auch die anderen hatten einen Riesenspaß. Dass das Training (wie auch schon früher immer) mit einer zünftigen Schürfwunde beendet wurde, war natürlich Ehrensache.Anschließend gings dann in die Stadiongaststätte, wo mit Milk Tea auf die „Trainingseinheit“ angestoßen wurde. Beim Abschied wurde mir dann äußerst euphorisch versprochen, dass wenn am Finaltag, wenn also Deutschland gegen Brasilien spielen wird, alle für Deutschland beten werden!

Immer noch zu Gast bei Freunden euer marius

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