Donnerstag, Februar 23, 2006

 

Deep Water Soloing

Puh, was ist passiert, seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe? Also zuerst bin ich von Bangkok auf die Inseln Ko Tao und Ko Phangan, bevor ich an die Westküste nach Tonsai gefahren bin. Die Bucht von Tonsai ist ein Klettergebiet - und zwar eines für all diejenigen, die beim Klettern nicht auf Palmen, Strand und Meer verzichten wollen :)

Hier hatten dann Alain aus Colorado und ich sechs geniale Tage, die wir damit verbrachten, hippelig unter Palmen zu frühstücken, danach am Strand oder im Jungel an aberwitzigen Felsstrukturen zu klettern, um uns anschließend wieder im Meer abzukühlen. Danach ging's regelmäßig zum slacklinen und chillen in eine der Strandbars unter den Palmen - es war einfach traumhaft. Dieser an sich schon paradiesische Tagesablauf wurde ab dem 7. Tage noch getoppt, als wir Matt Maddeloni trafen.
Dieser erstellte gerade ein DVD-Guidebook und drehte einen Film über das Deep Water Soloing (DWS), einer noch relativ unbekannten Form des Sportkletterns. Beim DWS klettert man ohne Seilsicherung direkt über dem Meer, um im Falle des Versagens per Sprung ins Wasser doch recht zügig wieder "abzusteigen". Falls man jedoch nicht versagt, hat man das Probelm des längsten Abfluges ins kühle Nass ;).
Als Matt uns das Angebot unterbreitete, ihn ein paar Tage bei seiner Arbeit zu begleiten und mit ihm zu klettern, offenbarte sich Alain und mir die Chance unseres Lebens. So ging es dann drei Tage lang per Longtailboat zu den Felsen raus aufs Meer, um von dort per Kajak an die Einstiege der Routen zu gelangen. Ab hier nahm das eigentliche Schauspiel seinen Lauf. Es wurde geklettert und geklettert, höher und höher soweit es irgendwie ging, bis wir uns völlig entkräftet an irgendeinem Griff festklammerten und es weder vor- noch zurückging. Da hingen wir dann zwar ohne Kraft in den Händen, aber mit einem atemberaubenden Tiefblick auf das tiefblaue Wasser unter uns - und mit butterweichen Knien vor Angst. Wir pusteten und schnauften, wimmerten um Hilfe und suchten verzweifelt nach irgendeinem Ausweg. Doch es half nichts, die Einzige Rettung war das Meer, nur leider sehr viel tiefer! So kam es dann irgendwann schließlich, als alle Kraft aufgebraucht war …"Aaaaaah…" – Plaaatsch. Die angestaute Anspannung entlud sich beim Loslassen und dem damit verbundenen Abflug in die Tiefe mit einem gewaltigen Urschrei, der selbst die besten Johnny Weißmüller Schreie um Längen überbot, bevor der Knall des Eintauchens ertönte. "Ich lebe, ich schwimme... total irre! Einfach genial! Der absolute Hammer! Wahnsinn!" Total infiziert von diesem ultimativen Kick, suchten wir uns immer höhere und ausgesetztere Routen, um diesen Wahnsinn zu wiederholen und uns immer wieder den gleichen Kick zu holen: Und immer wieder ..."Aaaaaah…" – Plaaatsch. Völlig krass! Echt, Deep Water Soloing ist das Größte und Aufregendste, was ich bisher erleben durfte und einfach herrlich genial.

Der glückliche Umstand, dass Matt mir dann noch die Erstbegehung der einfachen Variante auf die große Sintersäule des Ao Nang Towers (siehe Foto) zusprach und diese im kommenden Führer als OZIN3 (5c) betitelt werden wird, schmeichelt mir natürlich besonders :)

Mit erdbeschleunigten und adrenalingeschwängerten Grüßen aus Tonsai

euer marius

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