Freitag, Februar 10, 2006

 

In guten Haenden

Oh, wo soll ich nur anfangen? Vielleicht bei meiner ewigen Suche nach einem Internetplätzchen, vielleicht bei der plötzlich saftig grün und tropisch gewordenen Landschaft, vielleicht bei der alles übertreffenden Gastfreundschaft der Menschen hier, oder vielleicht doch erst bei Montezumas grandiosem Comeback?

Vielleicht am Besten erst eines nach dem anderen. Bangladesh heißt das Land, in dem ich mich jetzt befinde, und in welchem man ungefähr ein halbes Jahr einplanen muss, um endlich mal einen Internet PC aufzuspüren. Aber jetzt hab ich einen gefunden und kann Euch berichten, dass beim Grenzübertritt die Landschaft (wie auch die Luftfeuchtigkeit) ziemlich schlagartig tropisch geworden ist. Der Weg von Kalkutta nach Dhaka führt vorbei an endlosen Reisfeldern, Mangrovenwäldern, Basthüttchen, Palmenhainen und vor allem an unzähligen Flüssen. Über 250 Flüsse fließen hier von Nord nach Süd und schenken dem Land den fruchtbaren Boden für eine herrliche Vielfalt an Früchten und Gemüse auf den lokalen Märkten.

Ebenso auffällig wie der Landschaftswandel beim Grenzübertritt war der erneute Schwank in Richtung einzigartiger Gastfreundschaft. Wo die Busbelegschaft auf der indischen Seite noch geschlafen und geschlummert hatte, war sie in Bangladesh wie ausgewechselt. Wieder einmal in einem muslimischen Land eingetroffen, strömte mir wieder einmal diese unbeschreibliche Offenherzigkeit entgegen. Nichts zu spüren von wegen Karikaturenärger auf Westtouristen, wie es in der deutschen Presse propagiert wird. Stattdessen lautete der erste Wettkampf: Wer stopft am meisten Süßigkeiten in den Touri rein? Der zweite lautete: Wer schafft es, den Touri an der Raststelle zum Essen einzuladen, usw.

Ich dachte nach Iran und Pakistan kann es in Sachen Gastfreundschaft nicht mehr besser kommen. Aber meinen persönlichen Höhepunkt diesbezüglich erlebte ich am stressreichen und finalen Reiseplanungstag in Dhaka. Ich wurde den ganzen gesamten langen und zehrenden Tag von einem jungen Bangladeshi begleitet, der es trotz meines wiederholt ausgedrückten Verzichts als seine moralische Pflicht ansah, mich in meiner verzweifelten und glücklosen Suche nach Botschaften, Reisebüros und Busstationen zu begleiten. (Dieses Land ist mal wirklich schwer zu bereisen). Zu guter Letzt beglückte mich der begnadete Sänger mit dem Vortrag der Nationalhymne. Damit der Tageserlebnisse nicht genug. Am Abend sollte ich nämlich die junge Familie anrufen, die mich am Vortag im Bus angesprochen und zum Essen eingeladen hatte. Gesagt, getan. Und schon fand ich mich tausendfach händeschüttelnd inmitten der flussnahen Altstadt. Der Vater schleifte mich von Nachbarschafts"bruder" zu Nachbarschafts"bruder" und das Ganze wieder zurück. Auf dem urigen Nachtbazar hatte ich keine andere Wahl, als mindestens in jede Frucht und in jedes Gemüse reinzubeißen, welches der ansässige Bauernverband kultiviert und auf den Markt spült. Und das ist viel! Auf dem Hausdach der Oma gab es anschließend eine heiße Partie Badmintondoppel, bevor ich zu einem üppigen Nachtessen eingeladen wurde und bis um 1 Uhr Familienfotos anschauen durfte. Voll beladen mit Fressalien für die bevorstehende Busreise wurde mir dann die Rikscha ans Hotel bezahlt und ein unvergesslicher Tag ging zu Ende.

Aus Bangladesh in guten Händen,

Euer David

P.S.: Montezuma scheint allerdings keinen großen Gefallen an meiner Freude zu haben und rächt sich für was auch immer, jedenfalls einmal mehr an mir, mit einem glorreichen Comeback. Dass die "Sprite" nicht noch sprudelt nachdem sie in Sekundenschnelle und ungebremst den direkten Weg von Körpereingang zu Körperausgang findet, ist alles :)

Labels:


Kommentare: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?