Sonntag, Februar 05, 2006

 

Kalkutta kennt keine Kuehe

Ebenso wenig kennt es Fahrrad-Rikschas. Dies ist das erste, was einem am Stadtbild Kolkatas auffällt. Den Platz der Rikschas nehmen dafür die kultigen, gelben Retro-Taxis ein und die normale Kuhpopulation einer indischen Großstadt wird 3000-fach ersetzt durch Menschenbündel.

Es ist nicht zu begreifen, wieviele Menschen hier in rush-hour-Zeiten auf diese Weise zusammenlaufen. Wenn die Bazare und Märkte abends so richtig in die Vollen gehen, scheint die ganze Stadt ein einziger Stau zu sein. Dabei ist die motorisierte Fortbewegung noch das, was am ehesten vorangeht. In der Metro gibt es eigens eine Verkehrspolizei für Fußgänger, die versucht, die Massen möglichst reibungslos durch die Korridore und Kreuzungen zu schleusen. Abarts!

Die Metro hat mich übrigens vorhin on der "Mahatma Gandhi Road" zur "Mother Teresa Avenue" gebracht. Welch klangvolle Namen. Da reiht sich mein "Salvation Army Guesthouse" doch glatt mal nahtlos ein :) Dass die Heilsarmee hier in Kalkutta am Puls des Geschehens ist, wurde mir bei meinem Streifzug durch die dreckige und verrußte Stadt schnell klar. An der maximalst befahrenen und ohrenbetäubend lauten Straße haben die Ärmsten der Armen ihre hüfthohen "Zelte" errichtet und aneinandergereiht. Ungelogen, 50 cm von den Eingangslöchern entfernt, donnern pausenlos die in einer gottlosen Dezibelstärke notorisch hupenden LKWs, Busse und Autos vorbei. Und wo es einem selbst ganz Weh ums Gemüt wird, sieht man die Menschen trotzdem lachen, Kinder spielen, und Familien versuchen, eine lebenswerte Zeit zu verbringen. Jeder daheim, der über zu laut tobende Kinder in der Nachbarschaft klagt, würde beim Anblick dieser Bilder definitiv einmal so richtig eingenordet werden.

Nach Norden geht es für mich hoffentlich bald auch. Dies aber nur, wenn sich am Montag auf der Botschaft die Gerüchte bestätigen lassen, dass Myanmar eine Grenze zu Indien geöffnet hat. Andernfalls werde ich wohl auch wie Marius direkt von hier oder über Bangladesh nach Thailand fliegen müssen. Es bleibt also spannend.

Deshalb, spannen(d)langerhanselige Grüße

von Euerem David

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