Mittwoch, Februar 01, 2006

 

Schlangenbeschwoerung im Fakkar Express

Unsere Zugfahrten laufen schon seit dem Iran eigentlich immer nach dem gleichen Schema ab: Man steigt Abends ein, schläft ein paar Stunden und wenn man aufwacht, gesellt sich ein englisch sprechender Mitreisender neben einen, dessen Aufgabe es ist, den ganzen Waggon über deine Nationalität, deinen Beruf, deinen Namen usw. zu informieren. Quasi als Gegenleistung bekommt man dann die Vorzüge und Besonderheiten der vorbeistreifenden Landschaften erklärt. Dann wird man gelegentlich noch aufgefordert, die "köstliche" Wegzehrung eines Einheimischen zu probieren, wobei dann meist exakt so viele Augenpaare auf einen gerichtet sind, wie sich Personen im Abteil befinden.
Manchmal passiert aber auch etwas Unvorhergesehens. So wie zum Beispiel auf dem Weg vom Taj Mahal nach Varanasi, als ein Schlangenbeschwörer den Zug betrat. Sofort war sich der ganze Zug einig, dass er seine Schlange für mich tanzen lassen müsse und ich wurde aufgefordert, mich auf den Boden neben seinen Korb zu setzen. Anfangs fand ich's noch ziemlich witzig, aber als der Schlangenbeschwörer auf seiner Been zu duddeln begann und sich tatsächlich eine echte Kobra aus dem Tuch schlängelte und mir entgegenzüngelte, bekam ich es bereits heftigst mit der Angst zu tun. Als sie weiter aufstieg und mich schließlich auf Augenshöhe in nur 20 cm Abstand anstarrte, merkte ich, wie sich mein Kreislauf langsam aber sicher verabschiedete!!! - Ich muss wirklich sehr blass gewesen sein, als ich ihr über den Rücken strich und sie anfasste. Denn als der Spuk endlich vorbei war und ich langsam aus dem Jenseits zurückkehrte, grinste mich das komplette Abteil an und zeigte auf mein Gesicht, das anscheinend so weiß wie das Taj Mahal gewesen sein muss.
Als man mir später auch noch sichtlich vergnügt erklärte, dass die Kobra gar keine Giftdrüsen mehr gehabt hatte, wäre ich vor Peinlichkeit am liebsten im Bodenblech versunken.
Mit vielen Grüßen aus Varanasi,

euer marius

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